Was stellt man sich unter Waldbaden vor? Vielleicht in einem See im Wald planschen – weit gefehlt. Waldbaden ist eine relativ neue Methode zur Entspannung, um den Alltag hinter sich zu lassen und sich eine wertvolle Auszeit zu gönnen.
Gemeinsam mit Dieter Monsieur, zertifizierter Kursleiter für Waldbaden – Achtsamkeit, hatten wir diese Entspannungsform getestet. Dieter Monsieur ist seit 2018 Waldbademeister. Die Ausbildung beinhaltet 3 Tage Theorie, einen Monat Waldbaden in der Praxis und noch einmal 3 Tage Theorie mit Abschlussprüfung. Danach ist man zertifizierter Waldbademeister.
Beim Waldbaden heißt es die Natur erleben und zu fühlen, langsam und bedächtig deren Schönheit wahrnehmen. Wichtig ist es, den Geist mal eine Pause zu gönnen, bei sich selbst anzukommen. Sehen, fühlen, riechen, wahrnehmen und über das Ergebnis staunen. Einfach in die Natur eintauchen und alles andere vergessen. Holen sie tief Luft und spüren sie das „Jetzt“. Dies alles ist Waldbaden – eintauchen in die Atmosphäre des Waldes und dabei sich selbst mit allen Sinnen spüren.
Der Wald und die Natur entschleunigen uns. Die Achtsamkeit und Wahrnehmung werden intensiv auf Natur und den Wald gerichtet. Dabei veranlassen das langsame Gehen und das intensive und bewusste Wahrnehmen um uns herum, das Körper und Geist positiv darauf reagieren und die Stresshormone abgebaut werden. Natur und besonders der Wald haben großen Einfluss auf uns Menschen. Wir sind Geschöpfe der Natur, im Wald können wir diese Urverbindung wieder erleben. Laut Studien stärkt der Aufenthalt im Wald und Natur das Immunsystem. Stress wird abgebaut, das Wohlbefinden gestärkt, Ungezwungenheit und Fröhlichkeit entfalten sich. Beim Waldbaden wird der Blutdruck gesenkt und der Puls reguliert.
Ursprung des Waldbadens kommt aus Japan. Bereits 1982 wurde vom japanischen Minister für Landwirtschaft, Forsten und Fischen der Begriff „Shirin Yoku“ geprägt. Dies bedeutet übersetzt „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“. In Japan und Südkorea ist Shirin Yoku fester Bestandteil der Gesundheitsvorsorge und hat sich zur Wald-Therapie und Wald-Medizin entwickelt.
Waldbaden, riechen
Unser Waldbaden begann gleich hinter der Mittelrhein Klinik an einer großen, wunderschönen Eiche. Wir sollten den Baum anfassen, erspüren und uns hineinfühlen. Mal Erde und Laub aufheben und dran riechen. Blätter anfassen und immer wieder spüren. Man muss sich einfach darauf einlassen.
Wir schlenderten durch den Wald entdeckten immer wieder unterschiedliche Blätter, mal ist die Oberfläche rau, mal glatt. Man hörte nur das Rauschen der Blätter und das Zwitschern der Vögel.
Dieter gab uns Papierblätter mit einem ausgeschnittenen Rechteck, wenn man durch dieses in unterschiedlichen Abständen zum Auge schaut, entdeckte man immer wieder neue Perspektiven, ähnlich wie beim Fotografieren.
Zum Abschluss bildeten wir auf dem Platz der 17 Eichen einen Kreis und wurden gedanklich selbst zum Baum. Wir verwurzelten uns mit dem Boden und den umstehenden Bäumen. Unsere Arme breiteten sich aus und wurden zu Ästen. Mit geschlossenen Augen entspannten wir total, bis uns Dieter wieder zurückholte. Dieter Monsieur bietet jeden zweiten Samstag im Monat das Waldbaden regelmäßig an.
Die Mittelrhein Klinik
In der Mittelrhein Klinik wird Waldbaden mit Dieter Monsieur als Therapie angeboten und es wird von den Rehabilitanden sehr gut angenommen.
Die Mittelrhein Klinik wird von der Deutschen Rentenversicherung getragen. Dr. med. Rudolph, der seit 2004 in der Klinik arbeitet und heute ärztlicher Direktor ist, hatte uns die Klink und ihre Angebote vorgestellt. Es ist eine REHA-Klinik, die die Rehabilitanden dabei unterstützt, wieder etwas für sich zu tun, um wieder leistungsfähig zu werden.
Ganz besonders ist das Angebot der Prävention, dabei ist die Klinik seit 2014 führend. Prävention muss jeder Versicherte selbst beantragen. Es muss beim Antrag genau darauf geachtet werden, was man in den Antrag schreibt. Wenn man krank ist, ist es keine Prävention. Bei Krankheit ist die Krankenkasse zuständig.
Einen Antrag auf REHA kann man bei der Deutschen Rentenversicherung beantragen, wenn die Leistungsfähigkeit am Erwerbsleben gefährdet ist. Jeder Versicherte hat einen Rechtsanspruch auf REHA und kann auch eine Wahlklinik in den Antrag schreiben. Nach der REHA stehen dem Versicherten 12 Monate Reha-Nachsorge zu. Es gibt Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung, die beim Antrag stellen beratend zur Seite stehen, wenn man einen Termin bekommt. Leider habe ich damit sehr schlechte Erfahrung gemacht, denn Wartezeiten bis zu 2 Monaten nützen einem gar nichts.
Ich danke Matthias Hollmann vom Tourismus- und Heilbäderverband, Gabriele Frijio von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, Dieter Monsieur und Dr. med. Matthias Rudolph für die Unterstützung.
Fotos Gabriele Wilms
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