
Aus der ehemaligen AOK-Klinik in Bayrischzell wurde ein modernes Familienhotel. Das Konzept: Aktive Erholung für die ganze Familie. Ein Besuch bei einem Hoteldirektor, der morgens selbst am Waffeleisen steht.
Ein Wintermorgen in Bayrischzell. Die Sonne taucht die verschneiten Berggipfel in warmes Licht, während sich die ersten Gäste des Familienhotels zum Frühstück einfinden. Der Duft von frisch gebackenen Waffeln zieht durch die Lobby. Michael Kirchhoff, der Hotelmanager, steht selbst am Waffeleisen und begrüßt jeden Gast persönlich. „Die Nähe zu unseren Gästen ist uns wichtig. Wir möchten, dass sich Familien bei uns von der ersten Minute an willkommen fühlen“, sagt er. „Und das können wir am besten, indem wir Herzenswärme präsentieren.“
Das Bayrischzell Familotel, das erste seiner Art in Oberbayern, öffnete im Sommer 2020 seine Türen – mitten in der Pandemie. Was zunächst nach schlechtem Timing klingt, erwies sich als Chance für einen behutsamen Start. „Die ersten zwei Jahre waren herausfordernd“, erinnert sich Kirchhoff. „Aber seit 2023 können wir endlich richtig durchstarten und unsere Vision eines aktiven Familienhotels umsetzen.“
Diese Vision wird bereits beim Betreten des Hotels spürbar. Wo früher ein AOK-Gesundheitszentrum stand, empfängt heute ein modernes 4-Sterne-Superior-Hotel seine Gäste. Die 69 Zimmer und Suiten sind großzügig geschnitten, viele mit separatem Kinderzimmer. Doch es ist nicht die Hardware, die das Hotel besonders macht – es ist das durchdachte Konzept von „Move & Relax“.
„Wir sprechen Familien an, die bewusst leben möchten“, erklärt Kirchhoff. „Menschen, die sich fit halten wollen, aber dabei nicht auf Genuss verzichten müssen.“ Das spiegelt sich im gesamten Angebot wider: Im Restaurant werden regionale und nachhaltige Gerichte serviert, oft direkt vor den Augen der Gäste zubereitet. „Wir achten auf kleine Portionen, um Food Waste zu vermeiden“, betont der Hotelmanager. „Gleichzeitig können unsere Gäste natürlich so oft nachholen, wie sie möchten.“
Ein Herzstück des Hotels ist der Wellnessbereich mit 25-Meter-Sportbecken und verschiedenen Saunen, darunter eine spezielle Familiensauna. Besonders stolz ist man auf das Aktivprogramm: Täglich finden geführte Wanderungen, Sportkurse und Naturerlebnisse statt. „Unser Team aus qualifizierten Trainern erstellt auf Wunsch auch individuelle Trainingspläne“, sagt Kirchhoff.
Die beliebteste Reiseart ist nach wie vor der Familienurlaub wie aktuelle Zahlen des Consumer Panel Services zeigen. Dabei spielt der Aktivurlaub eine immer wichtigere Rolle. Die klassische Kinderbetreuung reicht nicht mehr. Moderne Familien wollen gemeinsam etwas erleben, aber auch mal Zeit für sich haben. Das Bayrischzell trifft damit offenbar genau diesen Nerv.
Während die Eltern Sport treiben, sind die Kinder bestens aufgehoben oder können sich sogar am Sportprogramm beteiligen. „Unsere Kinderbetreuung ist etwas Besonderes“, erzählt der Hotelmanager nicht ohne Stolz. Das Team wird von einer ehemaligen Schulleiterin geleitet und umfasst auch Elisabeth, eine pensionierte Bäuerin, die den Kindern das Landleben nahebringt.
„Nachhaltigkeit bedeutet für uns mehr als nur regionale Produkte“, sagt Hoteldirektor Kirchhoff. Wer mit der Bahn anreist und das Green Travel Package bucht, erkundet die Region einen Tag lang kostenlos im hoteleigenen E-Auto. „Wer bei uns eincheckt, soll nicht nur einen schönen Urlaub verbringen, sondern auch seinen ökologischen Fußabdruck im Blick behalten können.“
Auch am Abend wird es nicht langweilig: Von der Fackelwanderung über Familien-Bingo bis zur Zaubershow reicht das Programm. Manchmal greift sogar der Kochlehrling Axel zur Gitarre und gibt ein spontanes Konzert. „Bei uns darf jeder Mitarbeiter seine Talente einbringen“, sagt Kirchhoff. Diese Wertschätzung spürt man im ganzen Haus – vom Sommelier Rudi, der im Ruhestand seine Weinexpertise weitergibt, bis zur Auszubildenden Elena, die gerade ihre Prüfung mit Bestnoten bestanden hat.
Die Lage des Hotels könnte kaum besser sein: direkt am Fuß des Wendelsteins, nur eineinhalb Stunden von München entfernt. Im Winter lockt das größte zusammenhängende Skigebiet Deutschlands, das Sudelfeld. Ein hoteleigener Shuttle bringt die Gäste bequem auf die Piste. Voraussetzung ist, dass sie mindestens fünf Übernachtungen gebucht haben. „Wer lieber rodelt, findet am Tannerfeldlift die perfekte Abfahrt“, empfiehlt Kirchhoff.
Immer mehr Hotels entdecken die kaufkräftige Zielgruppe der aktiven Familien. „Wer überleben will, muss sich spezialisieren“, sagt Kirchhoff. Das Hotel setzt dabei auf kontinuierliche Weiterentwicklung.
Ein Highlight des Hotels für Jugendliche ist eine „iWall“ – eine interaktive Sportanlage, die digitale Spiele mit echten Bewegungen verbindet. „Die Youngsters und Teenager wollen heutzutage alle zocken“, sagt Kirchhoff. „Bei uns können sie das – müssen sich aber trotzdem bewegen.“ Das Gerät wird nicht nur von Kindern genutzt, sondern kommt auch bei Tagungen als aktive Seminarpause zum Einsatz.
Dass das Konzept aufgeht, zeigt sich auch an der wachsenden Bekanntheit des Hotels. „Wir merken, dass wir über die Grenzen von Bayern und Baden-Württemberg hinaus wahrgenommen werden“, sagt Kirchhoff. Die nächsten Ziele sind bereits gesteckt: Die Benelux-Staaten und Großbritannien stehen als neue Märkte im Fokus. Der Hoteldirektor blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir möchten den Gästen nicht nur einen tollen Urlaub bieten, sondern auch zeigen, wie gut bewusste Bewegung und Entspannung zusammenpassen.“ Mehr Informationen zum Das Bayrischzell Familotel Oberbayern
Fotos Rouven Zietz