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Naturpark Bourtanger Moor – Bargerveen, ein grenzüberschreitender Naturpark hat zu jeder Jahreszeit, auch im Winter viel zu bieten. Dafür hat mich meine Reise in den Nordwesten Deutschlands, ins Emsland geführt.
Wir sind der Einladung des Geschäftsführers Uwe Carli vom Internationalen Naturparks Bourtanger Moor – Bargerveen e.V. gefolgt, der uns dieses spannende Projekt zwischen Deutschland und den Niederlanden vorstellen wollte. Auf dem Programm stand der Länderübergreifende Internationale Naturpark mit seinen verschiedenen Facetten, wie man ihn selbst im Winter erleben kann.
Der Naturpark erstreckt sich von Meppen bis ins niederländische Emmen und im Süden bis nach Wietmarschen. Er hat 8 Moorpforten – Veenpooten, die diesem einzigartigen Erlebnisraum Tür und Tor öffnen, einen Teil davon haben wir besucht und ich nehme Sie hiermit einfach mit.
Acht Moorpforten – Veenpooten:
-1- Emsland Moormuseum,
-2- Erdöl – Erdgasmuseum Twist,
-3- Veenpark (NL)
-4- Veenloopcentrum Weiteveen (NL)
-5- Industriel Smalspoormuseum (NL)
-6- Van Gogh Huis (NL)
-7- Museum Collectie Brands (NL)
-8- D-NL Bienenzentrum Haren
Zwischen den acht Pforten führen gut angelegte Wege durchs Moor, sagenhaft schön und leicht zu gehen oder zu radeln. Ein Netz von Fiets – und Wanderknotenpunkten leiten Sie auf Ihrer individuellen Lieblingstour. Sie können aber auch an geführten Radtouren und Wanderungen teilnehmen.
Um einen ersten Eindruck zu bekommen haben wir uns mit Dr. Silke Hirndorf, Biologin und Gästeführerin und dem niederländischen Ranger Erik Bloeming des Internationalen Naturparks Bourtanger Moor – Bargerveen e.V getroffen. Auf einer tollen Wanderung durch das Hochmoor konnten wir das Moor in vollen Zügen genießen.
Gleich zu Beginn hat uns Erik einen kleinen Teichmolch mitgebracht, der gleich ein beliebtes Fotomotiv wurde. Er hatte sich ganz geschickt totgestellt. Nach all der Fotografiererei hat ihn Erik wieder in seinen natürlichen Lebensraum entlassen.
Zuerst wanderten wir auf einem kleinen Stück Deutschland, wo auch immer noch Torf abgebaut wird, dann auf der Grenze und schließlich durch das niederländische Moor. Zum Teil ist die Landschaft wieder rekultiviert.
Wir kommen vorbei an eindrucksvollen Brutplätzen von Kormoranen, wie erstaunlich, dass die riesen Nester der großen Vögel in den dünnen Ästen Halt finden. Mich beeindruckt es immer wieder, wie solch ein riesengroßer Vogel auf den dünnen Baumspitzen halt findet. Das Brüten der Kormorane im Moor ist ungewöhnlich, denn hier finden sie absolut keine Nahrung.
Immer wieder erzählen uns Erik und Silke von der Geschichte des Moores, dem Leben früher im Moor und wie es heute genutzt wird. Silke erklärt uns den Aufbau von Torf und zeigt uns die Pflanzenwelt. Beide machen Führungen zu verschieden Themen durch das Moor. Solch eine Führung sollte man unbedingt mal mitmachen, wenn man in dieser Gegend unterwegs ist. Der Torfabbau ist noch bis ca. 2025 geplant, dieser wird hauptsächlich für Substrat im Gartenbau eingesetzt.
Viele verbinden ja mit dem Moor das Thema Moorleichen, es hat immer etwas Gruseliges und Schauriges, besonders, wenn Nebelschwaden über das Moor ziehen. Die bekannteste Moorleiche, die in diesem Gebiet gefunden wurde, ist Franz-Josef Böckermann, der „rote Franz“. Er war zwischen 25-30 Jahre alt, ein Soldat mit Kriegsverletzungen, wurde vor rund 100 Jahren, am 8. Juni 1900, von Kindern beim Torf stechen in Versen gefunden und ist jetzt im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover zu bestaunen.
Mehr Informationen zum Internationalen Naturparks Bourtanger Moor – Bargerveen e.V.
-1- Emsland Moormuseum
Emsland Moormuseum
Das Emsland Moormuseum liegt in Geeste im Westen des Landkreises Emsland, zwischen Lingen und Meppen, in unmittelbarer Nähe zur niederländischen Grenze. Hier wird von der Moorentstehung bis hin zur ersten Besiedlung alles mit tollen Exponaten anschaulich dargestellt. Dr. Silke Hirndorf hatte uns durch das Museum geführt und alles Wichtige, wie zum Beispiel gleich am ersten Exponat die Moorentstehung erklärt. Eine drei Meter hohe Moor-Wand zeigt genau wie man die Erdschichten im Moor erkennen kann. Silke ist Dr. der Bio-Chemie und führt Gäste durch den Naturpark, sie macht auch Krimi-Lesungen im Moor oder Heilpflanzenwanderungen.
Im Emsland Moormuseum erfahren Sie, wie die ersten Siedler sich ihren Weg ins nasse Moor gebahnt hatten, wie sie lebten und arbeiteten. Genau dies zeigt der Siedlerhof. Es ist Europas größtes Museum zum Thema Moor-, Torf- und Ödland-Entwicklung, den Wandel des Moores, Moorschutz bis hin zur Entwicklung des Naturparks.
Auf dem Siedlerhof des Moores werden heute alte Haustierrassen, die vom Aussterben bedroht sind, so wie die Bentheimer Schweine und Schafe, gehalten und erfolgreich gezüchtet. Das Emsland Moormuseum ist der Naturpark im Kleinen mit eigenem Moor. Das Außengelände des Emsland Moormuseum ist ein attraktiver, 30 ha. großer Landschaftsraum mit landwirtschaftlichen Bereichen, Waldstreifen und einem denaturierten Hochmoor. Das Gebiet ist über Rasenwege, Bohlenwege und einer ca. 3 km langen Feldbahntrasse erschlossen.
Bewundernswert ist der größte Tiefpflug der Welt, der Otto Meyer Pflug mit einer 1000 PS starken Dampfmaschine, mit dem in der Nachkriegszeit das Moor abgetragen und riesige Ackerflächen geschaffen wurden.
Öffnungszeiten:
Das Museum öffnet vom 01. März bis 31. Oktober 2019
Dienstag bis Sonntag von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene 6,00 €
Schüler/Studenten/Behinderte/ALG-Empfänger 3,00 €
Familien (max. 4 Kinder) 14,00 €
Ab 28.4.2019 fährt die Feldbahn Dienstag -Samstag 11:30, 14:30, 16:00, Sonn- und Feiertags 11:00, 13:00, 14:00, 15:00 und 16:00 Uhr.
Preise für die Feldbahnfahrt
Erwachsene 2,00€
Gruppe Schüler/Studenten/Behinderte/ALG-Empfänger 1,00 €
Weitere Informationen über das Emsland Moormuseum
-2- Erdölförderung und Erdöl- und Erdgasmuseum
Es gibt nach wie vor mitten im Naturpark Erdölförderung. Man kommt sich im ersten Moment ein bisschen wie in Klein-Dallas vor – die typischen Bohrtürme soweit das Auge reicht.
Das flächenmäßig größte Erdölfördergebiet auf dem deutschen Festland stellt uns Daniel Fischer, Betriebsleiter von ExxonMobil vor. Er erklärt uns die Arbeitsweise der Pumpen, wie gefördert wird und was danach mit dem Gebiet passiert. Es werden in der nächsten Zeit noch weitere Bohrtürme in Betrieb genommen. Es wird aber noch viele Jahre dauern, noch wird ausreichend gefördert. Die Erdölgewinnung aus diesem Gebiet macht ca. 2% des gesamten Bedarfs in Deutschland aus.
Die Pumpen der Fördertürme gehen immer gleichmäßig auf und ab, sie fördern das schwarze Gold aus 900 Metern Tiefe. Diese Förderpumpen kommen einen wie überdimensional große Vögel vor, die nach Könnern picken. Deshalb hat man auch eine Pumpe als Vogel angemalt, was nun ein viel fotografiertes Motiv darstellt.
Im Museum nimmt uns Rudi Gaidosch, Leiter des Erdöl-Erdgas-Museums in Twist in Empfang. Hier kann man, das von Daniel Fischer erzählte, an Hand von tollen Exponaten anschaulich dargestellt, sehen. Sie zeigen wie Erdöl gefördert wird und an den Modellen kann man sich dies natürlich besser vorstellen und erleben.
Vom Erdöl- und Erdgasmuseum in Twist zum Moormuseum ist der 11 km lange Moor – Energie – Erlebnispfad eingerichtet wurden. Dieser ist super mit dem Fahrrad befahrbar, eben und ohne Steigungen. Dabei entdecken Sie alles zur Geschichte dieses unverwechselbaren Lebensraumes. Unterwegs sehen sie immer wieder die Ölnicker, wie die Bohrtürme auch genannt werden.
Öffnungszeiten des Erdöl-Erdgas-Museums:
Ab 01. April Dienstag bis Sonntag von 14.00 – 18.00 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene 3,00 €
Schüler, Studenten 1,00 €
Mehr Informationen zum Erdöl-Erdgas-Museums
-3- Veenloop-Park (NL)
Der Veenloop-Park auf der niederländischen Seite des Naturparkes lädt zum Wandern, Radeln und Entdecken ein. Aber auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Er wird viel von Familien für einen Wochenendausflug genutzt.
Besonders schön für die Kleinen sind die Tiere. Gerade jetzt, im Frühjahr, kommen täglich neue Lämmchen auf die Welt. Das Original Luuc Bos, Leiter des Schafs- und Kuhstalls Weiteveen, führt uns durch die Ställe und mit Stolz zeigt er uns die Kleinen und seine Rinderzucht.
Wir können hautnah das bunte Treiben der kleinen Lämmchen beobachten, einfach süß, man will eigentlich nicht weg. Er ist im Sommer jeden Tag mit den Schafen auf der Weide. 17.00 Uhr werden diese wieder in den Stall gebracht, dabei wird er schon von den Gästen erwartet. Die Besucher können von einer Plattform aus in die Ställe hineinsehen und die Tiere beobachten, was besonders den Kleinen sehr gefällt.
Im neuen Restaurant „Wollgras“ kann man lecker speisen oder Kaffee und Kuchen, wie zum Beispiel ein Stück, das einem Torfstück nachempfunden wurde, genießen.
Fehnland Ziegenkäse vom Ziegenhof in Hebelermeer
Loes Hektor ist die Gründerin des Fehnland Ziegenkäse. Die gebürtigen Niederländer wollten immer einen eigenen Bauernhof, also haben sie mit 3 Schafen angefangen, dann waren es 50 Schafe. Im Herbst 2017 haben sie mit 11 Ziegen begonnen und Weihnachten standen schon 150 Ziegen im Stall. Jetzt haben die Hektors 300 deutsche weiße Ziegen im offenen Stall. Man hat im Stall das Gefühl, draußen zu sein. Luft, Licht und Helligkeit ist ihnen im Stall wichtig. Loes erkennt die Ziegen am Euter.
Heute stellen sie in der Käsemanufaktur Fehnland im Emsland den Ziegenkäse als Regionalprodukt Naturpark Moor her. Der handwerklich hergestellte Ziegenkäse kommt sehr gut an, selbst in zwei Berliner Sterne-Restaurants wird der Käse angeboten. Sie stellen zehn Sorten Ziegenkäse aus qualitativ hochwertige Ziegenrohmilch her.
Diese haben sehr wohl klingende Namen, die einen Bezug zur Region darstellen. So wie zum Beispiel der Schmugglerkäse, denn Hebelermeer war ein berühmtes Schmugglerdorf. Oder das Torfbrikett, natürlich auf das Moor bezogen.
Im Sommer wird mit den männlichen Lämmern ein Streichzoo für die kleinen Gäste eingerichtet. Der Betrieb ist sehr transparent, man kann in den Stall sehen, wie die Tiere gehalten werden und den Käse beim Reifen kann man beobachten.
Ich merke sofort, dass Loes und ihr Mann diesen Ziegenhof und die Käserei aus voller Leidenschaft betreiben, einfach mit Herzblut ihr Produkt präsentieren und damit auch erfolgreich sind. Leider esse ich keinen Ziegenkäse, aber meine Reisebegleiter waren begeistert.
Immer sonntags von 14.00 – 17.00 Uhr ist die Käse Manufaktur Fehnland Ziegenkäse geöffnet.
Mehr Informationen Fehnland Ziegenkäse
Ich danke dem Internationalen Naturparks Bourtanger Moor – Bargerveen e.V., allen Beteiligten, wie Dr, Silke Hirndorf, dem Ranger Erik Bloeming, Daniel Fischer, Betriebsleiter von ExxonMobil und Famile Hektor vom Fehnland Ziegenkäse, für die Unterstützung.
Fotos Gabriele Wilms
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