Besteigung des Grand Cratére, beschwerlich und faszinierend zugleich

Bei meinem Besuch der Vulkaninsel Vulcano und des Hotels Therasia Resort Sea & Spa stand natürlich eine Wanderung auf den Krater des Vulkans „Vulcano della Fossa“, der der Insel auch den Namen gab, auf dem Programm. Vulcano ist mit 21 km² die drittgrößte und südlichste der Liparischen Inseln. Sie liegt rund 20 km vor der Nordküste Siziliens.


am Fuß des Vulkans

Der aktive Vulkan befindet sich im Moment in einer Ruhephase, der Grand Cratére ist rund 391 Meter hoch und dominiert die Insel. Der letzte Ausbruch ereignete sich in den Jahren 1888 bis 1890, heute zeugen die rauchenden Fumarolen, den zischenden Gasaustritten am Kraterrand von seiner Aktivität. Die jüngste eruptive Phase begann am 3. August 1889 und endete am 22. März 1890. Die Eruption begann mit einer starken phreatischen Explosion, der weitere folgten. Am 15. März 1890 förderte die stärkste Explosion tonnenschwere vulkanisch Bomben die mehrere Meter Durchmesser hatten und noch heute an der Fossa zu bewundern sind.

Auch im Hauptkrater kann man diese Fumarolen beobachten. Sie zeigen an das er zwar ruht, aber im Inneren ein noch aktiver Vulkan ist, der jederzeit wieder ausbrechen könnte. Die Hauptbestandteile dieser Gase sind Wasserdampf, Kohlendioxid und das gefährliche Schwefeldioxid, das in der Lunge sticht, dann Schwefelwasserstoff, der nach faulen Eiern stinkt und noch viele weitere Gase. Um die Fumarolen herum kann man schöne gelbe Schwefelkristalle, weiße Salmiakkristalle und orangene Realgar bewundern. Beim Gang durch die rauchenden Fumarolen am Kraterrand ist Vorsicht geboten, denn das Einatmen der vulkanischen Gase stellt eine erhebliche Gefahr dar. Die heutigen Gasaustritte sollen definitiv stärker als in den Jahren davor sein, daher gehen Seismologen davon aus, dass der Vulkan bald wieder ausbrechen wird.

Alt-Vulcano wird aus dem ältesten Vulkan der Insel, dem großen Stratovulkan gebildet, dieser nimmt mehr als zwei Drittel der Inselfläche, den gesamten südlichen Teil. Die darin eingelagerte jüngere Piano-Caldera ist die heute 300 bis 400 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Hochfläche. An deren östlichem Rand liegt der Monte Aria, mit dem ca. 500 m höchste Punkt der Insel.

Zur Besteigung des Vulkans starten wir von unserem Hotel Therasia auf der Halbinsel Vulcanello und fahren am kleinen Hafen „Porto di Levante“ auf Vulcano vorbei zum Fuß des Vulkans. Es sieht von unten gar nicht so schlimm aus und somit starten wir gut ausgerüstet mit ausreichend Wasser und festem Schuhwerk den Aufstieg. Anfangs ist der Boden des Vulkans sandig, wird aber schnell je höher wir kommen kompakter.

Der Weg schlängelt sich in Serpentinen am Hang des Vulkans entlang und so überwinden wir die ca. 400 Meter Höhenunterschied zwischen dem oberen Rand des Kraters und dem Hafen. Es ist schon anstrengend, ja beschwerlich und ich bewundere Gilda von der Agentur Giuffrida Bragadin. Wir lassen uns Zeit, gehen in unserem eigenen Tempo und machen auch immer wieder Pausen. Auch als ungeübter Wanderer erreicht man den Gipfel auf jeden Fall. Da das Substrat, Gestein sehr heiß sein kann, ist unbedingt festes Schuhwerk zu empfehlen.

Einmal hatte ich den Drang mich unbedingt hinsetzen zu müssen, hatte nicht recht aufgepasst, als ich mich auf einen Stein setzte, lag ein Zweig mit Dornen darauf und ich sprang sofort wieder auf. Ich hatte eine Jeans an, daher war es nicht ganz so schlimm.

Es gibt aber auch Rastplätze, Bänke mit toller Aussicht auf dem Weg nach oben.

Zwischendurch waren die Abschnitte über spärlich bewachsene Aschehänge recht steil, der Weg recht schmal, nah am Abgrund, Höhenangst sollte man nicht haben. Man musste über Spalten springen. Ich hatte zwischendurch auch mal die Überlegung abzubrechen, hab mich aber durchgebissen und wurde tausendfach belohnt. Der Ausblick wurde immer schöner, je mehr wir uns dem Gipfel näherten.

Ziemlich weit oben waren die Steine recht glatt und Gilda stürzte böse und verletzte sich am Bein. Wir verarzteten sie und es ging langsam weiter. Trotz Verletzung hat es auch Gilda nach oben geschafft.

Ich musste immer wieder für einen Fotostopp halt machen, so grandios war der Ausblick auf die Liparische Inselwelt, die auch vulkanischen Ursprungs sind. Ich hatte die tollsten Fotomotive und konnte kaum aufhören zu fotografieren. Der Höhepunkt war aber dann, als wir den Gipfel am Rand des Kraters erreichten. So stolz auf uns, wir haben es geschafft, ich war so glücklich. Vulcano hat einen Durchmesser von rund 500 Metern und ist ca. 200 Meter tief.

Cratere des Vulcano de la fossa

WOW, wie gigantisch und was für eine schöne Aussicht auf Vulcano und auf die umliegenden Inseln. Es war mal möglich, den ganzen Weg, um den Krater zu laufen, aber aufgrund kontinuierlicher Ausbrüche von Gas, ist es heute nicht mehr empfehlenswert. Nun standen wir direkt am Krater des Vulkans, was für ein Gefühl. Dichte Qualmwolken steigen nicht nur im Krater auf, sondern auch am Kraterrand und bieten die tollsten Fotomotive. Während einer Gaseruption muss man vorsichtig sein, denn die Erde ist glühend heiß und der Rauch ist unangenehm. In der römischen Mythologie galt die Insel als Schmiede des Vulcanus, des römischen Gottes des Feuers.


Gilda und Angelo von der Agentur Giuffrida Bragadin[/caption]

Vermutlich mit Beginn des Präglazials vor gut 10.000 Jahren entstand die Krater von Vulcano Fossa. Die große, explosive Eruptionen ließ den Kegel auf seiner heutigen Höhe anwachsen. Die meisten Gesteine bestehen aus Trachyt, einem intermediären Vulkanit. Typisch für die Eruptionen der Fossa war der explosive Auswurf erstarrter, oder zumindest hochviskoser Laven; dieses Verhalten wurde als vulcanischer Ausbruchstyp definiert. Ebenfalls ein Charakterzug dieses Ausbruchstyps sind die relativ langen Ruhepausen mit fumarolischer Tätigkeit. In dieser Phase befindet sich der Vulkan heute.

Von dem traumhaften Blick auf die gesamte Insel Vulcano, die Halbinsel Vulcanello, wo sich unser Hotel Therasia befindet und natürlich die 7 Äolischen Nachbarinseln im Tyrrhenischen Meer vor der Nordküste Siziliens, wie Lipari, Salina, Panarea, Filicud, Alicudi und ganz weit im Hintergrund der Stromboli kann ich mich kaum los reißen. Die Inseln wurden 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt mit der Begründung, „dass die vulkanischen Landschaften der Inseln klassische Gegenstände der fortdauernden Untersuchung der Vulkanologie weltweit darstellen.“


dampfende Fumarole hinter mir

Vom 18. Jahrhundert an haben die wissenschaftliche Erforschung der Inseln den Lehrbüchern der Geologie und Vulkanologie zwei Arten von Eruptionen (Vulcano-Typ und Stromboli-Typ) geliefert und so für mehr als 200 Jahre eine wichtige Rolle bei der Ausbildung aller Geowissenschaftler gespielt.

Auch heute noch zeugen dampfende Fumarole, die den höllischen Gestank nach Schwefeldioxid verbreiten, von den Aktivitäten des Vulkans. Diese Fumarolen säumen nicht nur das Schwefelfeld am Südrand des Kraters, sie verbreiten auch ihren Gestank an der Küste. Am Stand von Porto di Levante und am Felsen „Il Faraglione“ befindet sich daher auch der Schlammpool, dessen Fangobad zahlreiche Touristen anlockt. Doch darüber berichte ich in einem anderen Artikel.

Als nördliches Anhängsel von Vulcano entstand das flache Lava-Plateau des Vulcanello in historischer Zeit. Vulcanello besteht aus drei ineinander geschachtelten Vulkankegeln. Wir machen einen leichteren Spaziergang, um uns dies anzuschauen. Der Berg ist nur 123 Meter hoch, der Weg ist fast eben.

Wir haben den Osten des Vulcanellos erwandert und dort die „Valle dei mostri“ besucht, auch das Tal der Ungeheuer genannt. Besonders beeindruckend sind die vom Wind und Regen ausgewaschenen Lavaformierungen zwischen dem feinen, schwarzen Sand.

Fazit: solch eine Besteigung des Vulkans ist schon etwas ganz Besonderes, beschwerlich, aber nicht vergleichbar mit der Wanderung auf den Stromboli, hab ich mich sagen lassen. Man sollte doch gut zu Fuß sein und ordentliches Schuhwerk tragen.

Fotos Gabriele Wilms

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Über Gabriele Wilms 564 Artikel
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Tätigkeit als Reisejournalistin und Bloggerin. Ich bin Inhaberin des Reisemagazin Toureal und betreue es als verantwortliche Chefredakteurin. Gut ein Drittel des Jahres bin ich daher in den schönsten Hotels, Regionen Europas und weltweit für unser Reisemagazin unterwegs .

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