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Ich berichte von meiner Flusskreuzfahrt auf der MS Thurgau Chopin, die in Demmin startete, auf dem Amazonas des Nordens zu den Ostseeinseln und weiter nach Berlin führte.
Flusskreuzfahrt auf der MS Thurgau Chopin
Die MS Thurgau Chopin ist ein Schiff von Thurgau Travel, der als Pionier für weltweite Flussreisen gilt.
Das Familienunternehmen Thurgau Travel der Familie Kaufmann hat seinen Hauptsitz in Weinfelden, Schweiz und ist seit über 20 Jahren erfolgreich. Pioniergeist, Kompetenz, gute Beziehungen zu Reedereien und langjährige Erfahrung machen den Erfolg des Reiseanbieters aus. Thurgau Travel hat seit letztem Jahr auch eine Dependance/Büro in Berlin.
Nach einen etwas holprigen Start hatte ich eine ganz entspannte, tolle Flusskreuzfahrt erlebt. Ich fuhr gemeinsam mit weiteren 5 deutschen Gästen mit einem Großraumtaxi vom Bahnhof Demmin zum Schiff.
Die Reiseleiterin Doris Zick nahm uns auf dem Sonnendeck in Empfang. Gegen 18.00 Uhr durften wir dann doch unsere Kabine beziehen.
Ich hatte eine tolle Kabine mit französischen Balkon im Oberdeck, einem Einzelbett und einer Couch, die als Bett umgebaut werden konnte.
Gegen 20.00 Uhr fand eine kurze Begrüßung des Kapitän Frank Bähring, Reiseleiterin Doris Zick und Hotelmanager Henrik Arntzen im Salon statt. Danach ging es eine Etage tiefer ins Restaurant zum Abendessen. Bei der Einschiffung hatten wir bereits unsere Tischnummer bekommen. Ich hatte ganz liebe Tischnachbarn Yvonne und Hans aus der Schweiz, mit denen ich mich vom ersten Augenblick sofort verstand.
Während der gesamten Reise bediente uns die super nette Servicekraft Elmira. Sie kam aus Kasachstan und war das erste Mal auf einem Schiff und in Deutschland tätig. Ich muss unbedingt erwähnen, dass das gesamte Personal, angefangen vom Kabinensteward, den Serviceteam, Bar-Team, Rezeption, Reiseleitung Doris und dem Schiffsteam super nett und freundlich waren. Ich hatte mich von Anfang an wohl gefühlt.
Hansestadt Demmin im Hinterland
In Demmin fließen die drei Flüsse Peene, Trebel und Tollense zusammen.1283 trat Demmin der Hanse bei und erhielt im September 1320 durch die pommerschen Herzöge Wartislaw IV. und Otto I. die Zollfreiheit. Von ehemals 400 Häusern standen nach dem Dreißigjährigen Krieg gerade mal noch 23 in Demmin. Die Stadt wurde durch mehrere Brände in Schutt und Asche gelegt. 1648 wurde Vorpommern im Westfälischen Frieden als Reichslehen Schweden zugesprochen. Die Schweden bauten die Stadtbefestigung von Demmin aus. Nach dem Wiener Kongress 1815 kam es zu Preußen.
Heute befindet sich die Kleinstadt Demmin im östlichen Zentrum des Landes Mecklenburg-Vorpommern und ist eine der ältesten Orten Pommerns. Sie gehört zum Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Durch die vielen Gewässer und die umgebende Landschaft ist die Region Demmin ein beliebtes Urlaubsziel Naturtouristen. Der Name Demmin soll der folgenden Sage nach entstanden sein: „Zwei Prinzessinnen, welche die Burg Haus Demmin erbauten, gelobten sich gegenseitig: „Dat Hus is din und min.“ Daraus soll der Name der Burg und damit der Stadt entstanden sein.“
Besonders sehenswert in Demmin ist das schöne Rathaus. Das im Krieg zerstörte Rathaus Demmin wurde 1995 an alter Stelle auf dem Marktplatz im historischen Stil neu erbaut.
Beim Stadtrundgang durch Demmin besuchten wir die Kirche St. Bartholomaei. Die Dreischiffige, backsteingotische Hallenkirche wurde im 14. Jahrhundert errichtet, 1676 bis auf die Umfassungswände zerstört und von 1684 bis 1706 wieder aufgebaut. Zwischen 1853 und 1867 erhielt sie durch die Restaurierung ihre heutige im Wesentlichen neugotische Gestalt. Mit einer Höhe von 92,5 m ist der aufgestockte filigrane Kirchturm ein bemerkenswertes Bauwerk der Neogotik.
Wir durften in der Kirche ein tolles Orgelkonzert des Musikdirektors erleben.
Frühstück an Bord der Thurgau Chopin
Jeder Tag an Bord der MS Thurgau Chopin begann perfekt mit einem richtig guten Frühstück. Das abwechslungsreiche Buffet war liebevoll hergerichtet und frische Eierspeisen konnten wir direkt bei Elmira bestellen. Dies war immer ein richtig guter Start in den abwechslungsreichen Tag.
Fahrt auf der wildromantischen Peene
Wieder zurück an Bord startete unsere Kreuzfahrt und wir fuhren mit der MS Chopin auf der wildromantischen Peene in Richtung Ostsee. Die Peene kommt vom Kummerower See fließt durch Demmin über 85 km in östliche Richtung und mündet in den Peenestrom. Sie gehört zu den letzten unverbauten Flüssen Deutschlands und ist nicht durch Wehre und Staustufen reguliert. Nur kleine Flussabschnitte sind begradigt worden und in städtischen Bereichen gibt es lediglich Uferbefestigungen.
Der Fluss fließt ruhig und ohne nennenswerte Eigenströmung durch großräumige, naturnahe Moorlandschaften, daher ist sie ein Paradies für Wasserwanderer. Da das Peenetal das größte zusammenhängende Niedermoorgebiet Europas ist und auf Grund der unberührten Naturräume entlang der Peene wird der Fluss auch „Amazonas des Nordens“ genannt.
Die MS Thurgau Chopin wird von Kapitän Frank Bähring liebevoll „unsere Kleene“ genannt und dies zu Recht. Es können nur 80 Passagiere mit auf Reise gehen. Das Schiff ist 83 m lang und 9,50 m breit. Bei der schmalen Peene darf sie auch nicht größer sein.
Wir glitten sanft über den Fluss, dabei genoss ich die Ruhe und den Blick in die zum Teil unberührte Natur vom Sonnendeck oder im Panorama-Salon, wenn die Brücken zu tief waren, dass das Sonnendeck geschlossen wurde.
Auf dem Sonnendeck war es zwar kühl, aber die Sonne ließ sich auch sehen, mit der richtigen Kleidung war dies kein Problem. Das Bar-Team brachte Getränke und ich ließ mir einen alkoholfreien Cocktail, der richtig gut war, und später einen Aperol Spritz schmecken.
Am Ufer konnten wir jede Menge Kormorane, Reiher, Seeadler beobachten. Ja selbst Rehe, die am Ufer grasten, ließen sich nicht stören. Am Himmel flogen immer wieder Schwärme von Kranichen. Nach ein paar Stunden erreichten wir Jarmen.
Ausflug nach Hansestadt Greifswald
Von Jarmen aus machten wir einen Busausflug in die wunderschöne Hansestadt Greifswald. Sie liegt an dem in die Ostsee mündenden Fluss Ryck und am Greifswalder Bodden, zwischen den Inseln Rügen und Usedom. Am 14. Mai 1250 wurde Greifswald das Lübische Stadtrecht verliehen.
Greifswald ist eine Universitätsstadt. 1456 wurde die Universität Greifswald gegründet. Sie ist mit rund 10.000 Studenten und rund 6000 Beschäftigten nach Rostock die zweitälteste Universität im Ostseeraum.
Besonders sehenswert ist die Ostseite des Greifswalder Marktplatzes mit ihren schönen backsteingotischen Giebelhäusern.
Am Markt machte ich eine Pause und ließ mir ein Störtebeker Dunkel im typischen schiefen Glas schmecken.
Gegenüber befindet sich das tolle Rathaus und im Hintergrund konnte man eines der Wahrzeichen von Greifswald, den Dom St. Nikolai sehen.
Nach der geführten Stadtführung zog es mich zu dem Museumshafen am Fluss Ryck. Ein Besuch in Greifswald ist wirklich zu empfehlen. Wieder zurück an Bord hieß es Leinen los, auf nach Anklam auf der Peene.
Abendessen Thurgau Chopin
Zum Abendessen verwöhnte uns das Küchenteam mit einem leckeren Mehrgängemenü.
Anklam – Tor zur Insel Usedom
Am nächsten Morgen machten wir einen Stadtrundgang durch die kleine Stadt Anklam, die auf Grund der Lage auch Tor zur Insel Usedom genannt wird. Sie ist aber auch als Geburtsort des Luftfahrtpioniers Otto Lilienthal bekannt. In dem Geburtshaus, unweit des Schiffanlegers, befindet sich heute, laut Information der Reiseführerin, eine sehr gute Metzgerei.
In der ehemaligen Kirche ist dem Flugpionier Otto Lilienthal, in seiner Heimatstadt, ein Museum gewidmet. Hier kann man Nachbildungen seiner Flugapperate bestaunen. Leider war dieses bei meinem Besuch geschlossen. Bekannt war Anklam auch durch die Flugzeugwerke und die Zuckerprodukte.
Die Hansestadt Anklam ist eine amtsfreie Stadt im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Sie liegt an der Peene, die sieben Kilometer vom Zentrum entfernt in den Peenestrom mündet. Als Marktflecken im 12. Jahrhundert gegründet, lebte die Stadt vom Handel mit Schiffen. Erst mit den Dampfschiffen und der Eisenbahn kam Wohlstand in die Stadt.
Ein weiteres Highlight ist das Gotische Giebelhaus, dessen Giebel echt richtig schief ist. Wahrscheinlich war 1350 Baubeginn, für 1406 und 1471 sind Eigentümer des Steinhauses belegt.
Das Steintor ist ein Wahrzeichen Anklams. Es ist 32 Meter hoch und wurde um 1450 erbaut. Heute ist es das letzte erhaltene Stadttor. Nach der Rekonstruktion wurde es 1989 ein Museum.
Hafenstadt Wolgast
Mittags fuhren wir weiter nach Wolgast. Dabei war die Durchfahrt durch die Zugbrücke echt spektakulär.
Sonneninsel Usedom in der Ostsee
Kaum in Wolgast angekommen ging es auf einen Busausflug auf die Insel Usedom. Die Insel liegt in der südwestlichen Ostsee und hat eine Fläche von 445 km², dabei sind 373 km² deutsch und 72 km² polnisch. Sie ist die sonnenreichste Region Deutschlands.
Als Erstes besuchten wir die Koserower Salzhütten. Die ersten Salzhütten wurden im Jahre 1820 gebaut, um den gefangenen Fisch zu konservieren. Damals zählte Koserow zu den ärmsten Gemeinden auf der Insel Usedom. Mehrere Sturmfluten trafen den Ort Koserow. Er befindet sich auf der schmalsten Stelle der Insel. Beim ehemaligen Vorwerk Damerow, ist diese Landenge zwischen Ostsee und Achterwasser gerade mal 300 Meter breit.
Danach besuchten wir das Traditionsseebad Koserow, das größte Bernsteinseebad. Dabei ist die neue wellenförmigen Seebrücke besonders sehenswert. Das Wahrzeichen im Ostseebad ist eine Welle über den Wellen. architektonisch einzigartig und komplett barrierefrei. Sie ist fast 300 Meter lang und lädt zum Flanieren, Chillen und Ostseeluft schnuppern ein. Hier erlebt man ein perfektes Sonnenauf- und Sonnenuntergangskino.
Das charmante Koserow wurde 1347 als Fischerdorf gegründet. Es bietet den vielleicht besten Hering der Ostsee, den ich natürlich unbedingt kosten musste. Ebenso findet man hier eine der beliebtesten Eisdielen im Norden, wo selbst Insulaner dafür Schlange stehen.
Während der Fahrt lud mich Kapitän Frank auf die Brücke ein, um mit ihm zu plaudern. Er und der 2. Kapitän haben 1980 beide angefangen auf Frachtschiffen als Schiffsführer zu fahren. Seit 2002 fährt er Kreuzfahrtschiffe und ich merkte sofort, er macht dies aus Leidenschaft. Der nette Sachse kommt aus der Nähe von Meißen. Am liebsten befährt er diese Strecke auf der Peene. Auf der „Chopin“ sind sie zu Hause, hatte sie 2004 übernommen, war dann ein paar Jahre auf dem Rhein unterwegs. Ist jetzt wieder glücklich auf dem Schiff „unserer Kleenen“, wie er die Thurgau Chopin liebevoll nennt, zurück zu sein. Das Fahrtgebiet ist das Best für sie.
Das Schiff hatte die Reederei Peter Deilmann GmbH 2002 in Tangermünde bauen lassen und in Dienst gestellt. 2008/2009 hat es nicko Cruises gekauft und sie befuhr die Flüsse als MS Frederic Chopin. 2018 hatte sie nicko Cruises an Thurgau Travel verkauft und seitdem ist sie nach Renovierung als MS Thurgau Chopin unterwegs.
Im zweiten und dritten Teil meiner Reisegeschichte dieser Kreuzfahrt erzähle ich von der weiteren Tour nach Rügen, Stralsund, Hiddensee, Swinemünde, Stettin, dem Schiffshebewerk Niederfinow und Berlin.
Mehr Informationen zur MS Thurgau Chopin findet man hier
Ich danke dem Reiseveranstalter Thurgau Travel , Primo PR und dem gesamten Team der MS Thurgau Chopin, besonders Kapitän Frank für die Unterstützung.
Fotos Gabriele Wilms