Das Schlossgut Gross Schwansee steht nur wenige Meter vom Ostseestrand entfernt, den man über eine alte Lindenallee erreicht.
Das Gut mit seinem stattlichen Herrenhaus kann auf eine sehr lange Geschichte zurück blicken. Der Ort Schwansee taucht 1316 das erste Mal in den Büchern auf, war aber sicher älter und bestand aus 5-7 Bauernhöfen. 1668 entstand ein Gut in Schwansee. Der Lübecker Domherr Wilhelm von Meding erwarb den Ort und baute zunächst ein einfaches Gutshaus. 1702 verkaufte die Familie Meding an die, im Klützer Winkel weit verzweigte, Familie von Plessen. Einige Jahre später erwarb es die Familie von Both.
Unter Wilhelm Ludwig Hartwig von Both wurde das stattliche Herrenhaus errichte und bis heute prägt es in seiner Pracht das Schlossgut Gross Schwansee. Es wurde in den schlichten norddeutschen Formen des Barock errichtet und hatte seine Vorbilder in England, Niederlanden und besonders dem 1730 erbauten Schloss Bothmer bei Klütz. Es wurde ebenfalls aus rotem und gelben Ziegeln erbaut und war bis ins 19. Jahrhundert unverputzt. Dann wurde es verputzt und weiß gestrichen.
Ein richtiges Schloss ist das Gut Schwansee nicht, von den Einwohnern der Gutsdörfer wurden die Herrenhäuser meist „Schloss“ genannt und daher der Name Schlossgut.
Von den Gutsgebäuden ist noch der ehemalige Pferdestall erhalten. Er ist heute die Basserie und beherbergt das Restaurant mit à la carte Küche, Frühstück, Bar und den Wellnessbereich.
1779 wurde Schwansee an den Grafen Brocksdorf verkauft. Der große Teich des Gutes ist bis heute noch erhalten. Leider ist der barocke Garten heute eher ein kleiner Wald, jedoch mit besonderen Bäumen. Das Gut wurde immer wieder verkauft, so erwarb der Kaufmann J. Schröder 1850 das Gut , dieser wurde später in den Freiherrenstand erhoben.
Nach dem Krieg im Herbst 1945 wurde das Gebiet sowjetische Besatzungszone und die Güter wurden enteignet. Viele dienten als Flüchtlingsunterkunft. Das Herrenhaus des Schlossguts Gross Schwansee diente ab 1951 als Zentralschulgebäude der umliegenden Dörfer. Mit dem Bau der Mauer 1961 wurde der gesamte Ostseeküstenabschnitt von Priwall bis kurz vor Boltenhagen zum Sperrgebiet. Niemand durfte mehr an den Strand, es entstanden die typischen Sperranlagen mit Metallzäunen, Todesstreifen, Kolonnenwegen und Postentürmen.
Schwansee lag nun im Sperrgebiet und die Einwohner waren großen Einschränkungen unterworfen. Nur mit Passierschein und vorheriger Anmeldung durften sie Besuch empfangen. 1987 wurde eine neu Schule gebaut und nun stand das Herrenhaus des Gutes Schwansee leer und verfiel langsam.
Die Wiedervereinigung 1990 brachte auch für Schwansee große Veränderungen. Die Sperranlagen an der Küste wurden abgerissen. Auf der Trasse des Kolonnenweges wurde ein Radweg errichtet, der von Travermünde – Priwall bis Boltenhagen führt, der Ostsee-Küsten-Radweg. Diesen habe ich ein Stück mit dem E-Bike getestet, sehr zu empfehlen.
1998 erwarb Silvius Dornier das Gut Gross Schwansee, renovierte das Herrenhaus und baute es mit 10 Zimmern zum Hotel aus.
Da 10 Zimmer nicht ausreichten wurde 2009 das Parkgebäude mit Rezeption und 53 Zimmern errichtet.
Die hellen geräumigen Zimmer sind sehr wohnlich und geschmackvoll eingerichtet. Ich hatte vom Bett aus einen herrlichen Blick auf den Sonnenaufgang.
Im Schloss – Herrenhaus befindet sich neben den 10 wunderschönen Zimmern das Schlossrestaurant, in welchem uns der Küchenchef Alexander und sein Team mit einem Grünkohlteasting – einem besonderen Grünkohlmenü kulinarisch überraschte.
Begonnen haben wir mit einem speziell entwickeangular” ids=”21376,21382″]lten Grünkohlcocktail als Aperitif.
Für das Menü hat Alexander 7 Sorten Grünkohl verarbeitet, ich wusste gar nicht, dass es so viele Sorten Grünkohl gibt. Als erste Vorspeise gab es Halb gebeizter Saibling Curly Cale, dann Grünkohlsuppe mit gerösteten Chorizo, weiter ging es mit Grünkohlrisotto, Grünkohlpesto und Heilbutt.
Den Hauptgang krönte Hirsch mit dreierlei Grünkohl, Maronen und Kartoffelstroh.
Auch selbst die Nachspeise wurde mit Grünkohl zubereitet, Schokokuchen mit Grünkohlapfel, das musste ich sogar probieren, obwohl ich nicht für Nachtisch bin, es war köstlich.
Die Küche des Schlossgutes ist wirklich ausgezeichnet, egal ob die kleinen Snacks zum Empfang, die Fischsuppe zwischendurch, die hausgemachten Salate auf dem Frühstücksbuffet oder die selbstgemachten Säfte von den eigenen Früchten des Gartens, es war alles sehr lecker.
Wenn man das Schlossgut Gross Schwansee besucht, empfehle ich dies mit dem Auto zu tun. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel. Man kann zwar bis Lübeck mit dem Zug fahren und von dort wird auch ein kostenpflichtiges Taxishuttle mit Ossi´s Taxi organisiert, aber wenn man einen Ausflug zum Beispiel nach Lübeck oder Schloss Bothmer unternehmen möchte, geht dies auch nur mit Taxi.
Gerade in der kalten Jahreszeit sind Wanderungen am Strand sehr beliebt. Ich fand dies bei Schneesturm besonders spannend, da bin ich ewig lange gelaufen, ohne einem Menschen zu begegnen. Auch im Sommer ist dieser Strandabschnitt ein Geheimtipp. Es gibt keine Strandkörbe, der Strand ist Naturbelassen und verändert sich ständig. Ich habe die selbst in den 3 Tagen entdeckt.
Wellnessbereich
Nach einem kühlen Strandspaziergang oder einer Winterradtour tut die wärmende Hitze in den Saunen des Wellnessbereiches richtig gut. Ich hatte diesen Bereich um die Mittagszeit fast für mich allein. Richtig gut entspannen und lesen konnte ich in dem großen Ruheraum bei einem leckeren Tee.
Ausflugsziele
Radtour am Strand
Direkt am Hotel, am Strand entlang führt der Ostsee-Küsten-Radweg. Im Hotel kann man sich ein Fahrrad , auch E-Bikes, ausleihen und dann bis Travemünde oder Boltenhagen fahren. Durch die Steilküste ist er aber nicht zu unterschätzen, er ist nicht nur flach. Ich habe dies kurz mit dem E-Bike getestet.
Selbst im Winter macht das mit warmer Kleidung und bei herrlichen Sonnenschein richtig Spaß.
Besuch des Schloss Bothmer
Sehr zu empfehlen ist ein Besuch des Schlosses Bothmer bei Klütz. Eine tolle renovierte Anlage. Die Ausstellung im Museum dreht sich hauptsächlich um den Erbauer Hans Caspar von Bothmer.
Das Schloss wurde nach englischen und niederländischen Vorbildern von 1726 bis 1732 für den Reichsgrafen Hans Caspar von Bothmer, der in Diensten des englischen Königshauses stand, als Stammsitz seiner Familie erbaut. Er selbst hat nie da gewohnt.
Ein Muss die Stadt Lübeck
Lübeck
Ein absolutes Muss ist das Erkunden der Stadt Lübeck. Mit dem Auto ist sie in rund 40 Minuten zu erreichen. Der typische maritime Baustile der Stadt hat mich total begeistert.
Wer kennt nicht das weltberühmte Lübecker Marzipan. Als Marzipanliebhaberin, wie ich es bin, ein wahres Paradies. Schön ist es bei einer Führung von einer Mitarbeiterin der J.G. Niederegger GmbH & Co. KG etwas mehr über Marzipan und deren Herstellung zu erfahren.
Ich war besonders von dem Wahrzeichen von Lübeck, dem Holstentor begeistert. Die Ausstellung darin sollte man sich unbedingt anschauen.
Sehr zu empfehlen ist eine tolle Bar „Dein Barcio“, unweit des Holstentors, die wir durch Zufall entdeckt hatten.
Ich danke dem Team des Schlossgut Gross Schwansee und Conrad Rausch von Rausch PR für die Unterstützung.
Fotos Gabriele Wilms
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