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Meine Reise hat mich nach Alkmaar im Norden von Holland geführt, das absolute Highlight dieser Reise war der traditionelle Käsemarkt von Alkmaar.
Alkmaar ist eine wunderschöne Stadt mit rund 100.000 Einwohnern in der Provinz Noord-Holland der Niederlande. Im 11. Jahrhundert entstand um eine Kirche eine Siedlung von Händlern und Bauern. 1254 wurde Alkmaar vom holländischen Grafen Wilhelm II. das Stadtrecht verliehen.
Diese historische Stadt ist berühmt mit den malerischen Grachten und den vielen schönen historischen Giebelhäusern in den typischen holländischen Stil.
Besonders schön sind die vielen engen Gassen, wunderschönen traditionellen Fassaden der Häuser, Brücken und Kanäle. Alkmaar wird als Käsehauptstadt der Niederlande bezeichnet. Dabei ist D’Oude Stad das historische Stadtzentrum von Alkmaar
Der berühmte Käsemarkt von Alkmaar
Auf dem Waagplein, dem idyllischen Marktplatz, am ehemaligen Waaggebäude De Waag findet nach einer jahrhundertealten Tradition der berühmte Käsemarkt statt. Im Sommer, pünktlich jeden Freitag um 10.00 Uhr, wird durch einen Prominenten, einer bekannten niederländischen Persönlichkeit und dem Käsevater die Käseglocke als Startsignal des Käsemarktes geläutet. Er findet von Ende März bis Ende September, jeden Freitag von 10.00 bis 13.00 Uhr und zusätzlich in den Sommermonaten Juli und August als Abendkäsemarkt jeden Dienstagabend von 19.00 bis 21.00 Uhr statt.
Wir hatten das Glück nicht am Rand zu stehen, sondern mittendrin auf dem Platz zu sein. Seit 1365 wird in Alkmaar der älteste und größte Käsemarkt abgehalten. Dieser ist ein sehr beliebter Touristenmagnet.
Die Käseträgergilde
Seit mehr als 430 Jahren laufen die Männer der Käseträgergilde mit Bahren voller Käse über den Markt. Die in Weiß gekleideten „Käseträger“ sind seit 1593 in einer eigenen Gilde, der Käseträgergilde organisiert. Die Gilde besteht aus vier Gruppen, Veem zu je sieben Trägern, die an der unterschiedlichen Farbe ihrer Hüte zu erkennen sind. Zu den Farben der Gilde zählen Rot, Grün, Blau und Gelb, über den vier Gruppen steht der „Kaasvader“, der Käsevater der an seinem schwarzen Stock mit dem silbernen Knauf und orangenem Hut zu erkennen ist.
Um in die Gilde aufgenommen zu werden, braucht ein Käseträger zwei Jahre. In dieser Zeit trägt er als Aushilfe einen weißen mit einem farbigen Hutband versehenen Strohhut. Die Aushilfen absolvieren eine zweijährige Anwartschaft und werden dann als Käseträger Vollmitglieder der Gilde. Einmal aufgenommen bleibt man bis zum Tod in der Gilde.
Innerhalb der Käseträgergilde ist die Zuständigkeit der Mitglieder für die verschiedenen Aufgaben klar geregelt. Der Taschenmann steht an der Waage und wiegt die verkauften Käse. Er ist durch die umgebundene Gürteltasche zu erkennen, die früher, als die Käse bar bezahlt wurden, die Einnahmen und das Wechselgeld aufnahm.
Der Provost sammelt von den Käseträgern die Geldbußen für Verspätungen oder andere Verfehlungen während der Arbeit ein. Der Overmann, Vorarbeiter ist der Leiter eines Veem. Die Overmannen und der Kaasvader bilden den Vorstand der Gilde.
Die Käseträger kommen im Waaggebouw an und wenn sie zu spät kommen, müssen sie eine Strafe zahlen Der Käsemarkt von Alkmaar ist der Einzige in den gesamten Niederlanden, der an der alten Tradition des Verkaufs noch beibehält.
Inspektoren prüfen den Käse
Die Käselaibe werden ausgiebig getestet, es werden Stichproben gemacht, dabei wird der Laib von den Inspektoren halbiert und angebohrt. Der Käse wird begutachtet, abgeklopft, befühlt, daran gerochen und verkostet, der Geschmack geprüft.
Ein Stück wird mit einem speziellen Käsebohrer aus dem Käse entnommen. Der Geruch und die Elastizität des herausgenommenen Käsestücks geben Aufschluss über den Fettgehalt des Käses. Mit einem Stückchen Käse werden die gebohrten Löcher immer wieder verschlossen. Sie prüften auch auf die Anzahl der Löcher im Käse; diese sollten gleichmäßig verteilt sein.
Auch wir durften die angebohrten Proben testen. Wir drückten den Käse zwischen den Fingern, rochen daran und verkosteten ihn. Dann vergaben die Inspektoren Noten für die Qualität des Käses. Wenn etwas nicht passt gibt es eine 7, wenn alles gut ist, bekommt er eine 8. Wir hätten dem Käse wohl die Note 12 gegeben, er war so lecker.
Transport des Käses durch die Käseträger
Solch ein Markttag in Alkmaar ist jedes Mal ein neues Großereignis, bei dem morgens zuerst der gesamte Marktplatz gründlich aufgeräumt und gesäubert wird. Anschließend werden die Käselaibe von sogenannten „Setzern“ in lange Reihen übereinander und nebeneinander aufgeschichtet. Pro Markttag sind das heute (2025) 30 Tonnen Käse. Zum Vergleich waren es im Jahr 1916 rund 300 Tonnen Käse.
Die „Setzer“ in den blauen Hemden sind selbstständig und schlichten die Käselaibe am Freitag ab 07:00 Uhr in großen, langen Reihen auf dem Marktplatz. Ab 10.00 Uhr, nach Beginn des Käsemarktes, beluden die „Setzer“ die Tragbahren, die Berries mit 8 Käselaiben.
Dann übernahmen die 28 Käseträger der vier Gruppen, Vemen von denen bei jedem Käsemarkt drei im Einsatz sind. Die Käseträger des vierten Veem füllen die Plätze der wegen Krankheit oder aus anderen Gründen nicht erschienenen Kollegen aus. Ein Veem besteht aus sechs Käseträgern und einem Taschenmann. Die Vemen unterscheiden sind durch ihre Farben, rot, grün, blau und gelb, die Farbe der Strohhüte, der an einer Kette getragenen Schleife der Vorarbeiter und der Tragbahren.
Die zwei Käseträger transportieren den Käse auf einer hölzernen Berrie in das Waaggebouw zur Waage. Hier wird der Käse auf den Berries von dem sogenannten „Taschenmann“ gewogen. Der Waagmeister und ein Beamter der Stadt Alkmaar überwachen, dass das richtige Gewicht dem Käufer in Rechnung gestellt wird. Nachdem der Käse gewogen ist, wurde der Tragbahren mit einem Stempel markiert. Die Tragbahren wiegen mit acht Käsen beladen etwa 130 Kilogramm.
Die Käseträger brachten nach dem Wiegen den Käse auf den Tragbahren über den Marktplatz zu den Karren, die den Käse zu den Lastwagen der Käufer bringen. Es ist eine Kunst, die Käseberrie beim Gehen ruhig zu halten, dabei haben die Käseträger einem eigentümlichen Gang, sie laufen in einen bestimmten Rhythmus, der ‚kaasdragersdribbel‘ genannt wird. Dadurch hängt die Berrie still zwischen den Käseträgern. Wichtig ist es, dass die beiden versetzt anfangen zu gehen und in einer Art Gleichschritt schnell laufen, denn die Bahre ist schwer.
Die Leute in den braunen Hemden sind die Werfer, sie laden, werfen die Käselaibe in Karren und bringen sie zu den Lastwagen an der Marktstraße.
Mit den Käseträgern hatten wir unheimlich viel Spaß, sie waren perfekte Fotomotive. Sie trugen zum Spaß auch Gäste über den Markt.
Das Holländische Käsemuseum Alkmaar
Im ehemaligen Waaggebäude, De Waag, direkt am Marktplatz, befindet sich das Holländische Käsemuseum, Hollands Kaasmuseum. Hier konnten wir uns über Geschichte der Produktion von Milcherzeugnissen durch den Lauf der Jahrhunderte, in Verbindung mit dem Handel und den Lebensumständen der Landbevölkerung, informieren. Von historischen Gebrauchsgegenständen, Filmmaterial, Gemälden und Zeichnungen gibt es viel zu entdecken.
Das Museumsgebäude stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist innen und außen größtenteils noch original erhalten. Unter dem historischen Dachstuhl in der ersten Etage ist ein Teil der Sammlung untergebracht.
Mittagstisch im Restaurant Neder in Alkmaar
Im April 2022 wurde das Restaurant Neder von dem Besitzer und Chefkoch Brian eröffnet. Ray ist Küchenchef und Souschef ist Sam. Es ist gemütlich und individuell eingerichtet. Er hatte sich das Kochen selbst in einem anderen Restaurant in Amsterdam beigebracht. Brain hatte in vielen Restaurants hauptsächlich im Servicebereich gearbeitet, Kochen war etwas, das er nur für Familie und Freunde tat. In diesem Restaurant begann er, für Gäste zu kochen, begann mit Hausmannskost im Bistro-Stil und entwickelte es dann zu gehobener Küche mit faszinierenden Gerichten.
Sie verwenden nur niederländische Produkte und Getränke, vom ersten Schluck Wein bis zum letzten Körnchen Salz. Sie servieren ein festes 6-Gänge-Menü und Amuse-Bouche zu festen Preisen.
Die meisten Hauptzutaten für die Gerichte stammen aus der Region, aus dem Norden von Nordholland, dabei versuchen sie, mit so viel wie möglich vielen lokalen Produzenten, Jägern und Fischern zusammenzuarbeiten. Die Weine kommen ausschließlich aus dem Flachland, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg. Sie haben eine große Auswahl an alkoholfreien Getränken, die sie alle selbst herstellen.
Das Restaurant ist nur von Dienstag bis Samstag von 18.00/19.00 bis 23.00 Uhr mit gehobener Gastronomie geöffnet. Samstags servieren sie zusätzlich ein Mittagsmenü. Das Mittagessen beginnt um 13:00 Uhr. Den Gast erwartet ein Degustationsmenü mit sechs kleinen Gerichten und kleinen Häppchen. Zwei davon hatten sie für uns zubereitet, was wir genossen, ein herzhaftes Gericht und ein Dessert.
Wir starten mit ein paar kleinen Häppchen aus der offenen Küche, wo wir dem Koch beim Zubereiten über die Schulter schauen konnten. Dazu schenkte uns Brain einen holländischen Wein und ein alkoholfreies Getränk ein. Ein alkoholfreier prickelnder Tee, der aus Feigenblättern hergestellt wurde, daher kommt auch die Fruchtigkeit und die Farbe des Tees.
Als Hauptgericht gab es ein speziell zubereiteter Kohlrabi, der weder nach Kohlrabi aussieht, noch so schmeckt. Den Kohlrabi legen sie im Packbeutel, damit keine Feuchtigkeit verloren geht, in einen 60 Grad heißen Schrank und lassen ihn für drei Monate darin. Daraus entstand dann dieses leckere Gericht. Wenn man etwas in einer Pfanne backt wird es braun, wenn man es zu lange stehen lässt, wird es schwarz. Es handelt sich um eine Reaktion von Hitze plus Zucker und Protein. Bei 60 Grad passiert es auch, aber sehr langsam. Durch die niedrige Temperatur bleibt die Fruchtigkeit erhalten, es wird von einer frischen Frucht zu einer Trockenfrucht.
Da weder Schokolade noch Kaffee in den Niederlanden wächst, mussten sie etwas selbst herstellen, um Kaffee- und Schokoladennoten zu erreichen. Damit wurde das Dessert zubereitet.
Laut Guide MICHELIN: Gute Küche
„Bei Neder legt man Wert auf die Verwendung regionaler Produkte. Von Oosterschelde-Salz und wild gesammelten Kräutern bis hin zu Rothirsch aus der Veluwe und Texeler Senfkörnern – alles, einschließlich der Getränke, stammt aus einem Umkreis von 223 km. Was nicht selbst angebaut wird, wird von verantwortungsbewussten Lieferanten bezogen. Dieser Ansatz birgt zahlreiche Herausforderungen, inspiriert die Köche aber auch zu mehr Kreativität. Sie erwecken jede Saison mit einem neuen Menü zum Leben, das auf Zutaten basiert, die mit verschiedenen Methoden konserviert wurden. Marinierte Bärenklaublüten und eine Kamillen-Beurre-Blanc verleihen dem gedämpften Zander eine frische, blumige Note. Sommerwild wird für den Umami-Geschmack mit Weizenkoji eingerieben – das ist anspruchsvolle, aromatische und innovative Küche. Die Tatsache, dass Neder ein Botschafter des niederländischen Terroirs ist, drückt sich auch in der Inneneinrichtung mit Landschaftsgemälden, einem sichtbaren Gärraum und einer Kombination aus Rustikalität und wohltuenden Naturmaterialien aus.“ Guide MICHELIN
Mehr Informationen zum Restaurant Neder Alkmaar
Abendessen wie im Wohnzimmer, im Restaurant Soepp Alkmaar
Zum Abendessen ging es für uns in das rein vegetarische Restaurant SOEPP, was von den hippsten Freundinnen und der süßesten Oma geführt wird. Wir fühlen uns ein bisschen, wie im Wohnzimmer mit Couchecken und vielen Kuschelecken, mit Vintage-Interieur der 60er und 70er Jahre.
Sie sind verrückt nach Vintage, was man im gesamten Restaurant sieht. Alles was man sieht kann käuflich erworben werden. Sogar die Vintage-Kleider kann man kaufen. Sie kaufen nie neue Möbel, sondern kaufen lieber in Secondhand-Läden ein. Sie versuchen Abfall zu minimieren, kaufen immer lokal und in großen Mengen, um so Kilometer und Verpackung zu minimieren.
Sie stehen jeden Tag mit Leidenschaft in der Küche und rühren einen riesigen Topf Suppe an. Sie verwenden nicht nur viel Liebe zum Essen, sondern auch ausschließlich Bio-Zutaten und sind 100 % vegetarisch und alles ist auch vegan und glutenfrei erhältlich.
Das Restaurant Soepp Alkmaar ist täglich von 8.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Mehr Information zum Restaurant Soepp Alkmaar
Übernachtungstipp Hotel Zuiderduin in Egmond
Egmond aan Zee, mit seinem schönen Strand ist ca. 10 bis 12 Kilometer von Alkmaar entfernt. In dem beliebtesten Küstenort in den Niederlanden befindet sich das Hotel Zuiderduin, in dem wir während unseres Aufenthaltes übernachteten.
Das Hotel Zuiderduin liegt nur 100 m, wenige Gehminuten vom Strand von Egmond aan Zee entfernt. Das moderne Hotel ist ganzjährig geöffnet. Es bietet ein kleines Schwimmbad,Saunen, eine schöne Bowlingbahn, Fitnessraum oder Squash. Besonders für Kinder gibt es besonders viele Einrichtungen. Für Speisen und Getränke stehen ein großes Restaurant, Brasserie und ein Pub für die Gäste bereit.
Egmond aan Zee bietet einen wunderbaren breiten Sandstrand, einen netten Boulevard und eine kleine Einkaufsstraße.
Das Riesenrad und der Leuchtturm sind von weiten zu sehen. So auch vom Balkon meines Zimmers. Mehr Informationen zum Hotel Zuiderduin
Ich danke Felizitas van Daalen und ontdek Hart von Noord-Holland für die Unterstützung und die tollen Tage in Alkmaar und Umgebung. Mehr Informationen ontdek Hart von Noord-Holland
Bilder Gabriele Wilms