Radurlaub auf Rezept rund um Haselünne

Gesundheitsurlaub mit Zuschuss der Krankenkasse, „Radeln auf Rezept“, dabei wird fünf Tage mit Reiseführer Willi rund um Haselünne geradelt, an autogenem Training und gesunden Kochkursen teilgenommen.

Es wird immer beliebter im Urlaub auch etwas für die Gesundheit zu tun. Aktivurlaub ist immer beliebter, daher wurde gemeinsam mit den Krankenkassen ein Konzept entwickelt, bei dem aktiv geradelt wird und dieses Programm mit weiteren gesundheitsfördernden Kursen ergänzt wird. Dieser Urlaub wird je nach Krankenkasse von mindestens 75 € bis zu 150 Euro pro Kurs bezuschusst, einfach mal bei der jeweiligen Krankenkasse nachfragen.

Gesundheitsreisen „auf Rezept“ kombinieren zwei Präventionskurse zur Ernährung und Entspannung mit Bewegung durch Radeln. Sie sind die ideale Möglichkeit, einen Aktiv- und Entspannungsurlaub mit einer Naturerlebnisreise zu verbinden ohne auf das Urlaubsgefühl zu verzichten.

Haselünne – ein kleiner Ort im Emsland

Die „Korn- und Hansestadt“ Haselünne ist die älteste Stadt im Herzen des Emslandes. Sie ist die Stadt an der alten Heerstraße, die schon im 12. Jahrhundert durch diese Gegend führte. 1272 erhielt sie die Stadtrechte. Ihr Name Haselünne bezieht sich auf den Fluss Hase, der hier auf einer Strecke von etwa 20 km durchfließt.

Das historisch gewachsene Stadtbild wird von romantischen und verträumten Winkeln, alten Patrizierhäusern und Burgmannshöfen geprägt. Mir gefallen besonders die schönen Klinker verblendeten Häuser. Sechs prächtig restaurierte Burgmannshöfe werden auch heute noch vollständig genutzt. Im Bentinckhof befindet sich das einzigartige Brennereimuseum. Haselünne liegt rund 13 Kilometer von Meppen und 20 Kilometer von Lingen (Ems) entfernt.

Haselünne wurde auch als Stadt mit alter Kornbrenner – Tradition bekannt. Es gab bereits 1749 insgesamt 26 Brennereien. Noch heute wird in drei verschiedenen Kornbrennereien Spirituosen hergestellt und Besuchern die Kunst des Kornbrennens näher gebracht. Haselünner Spirituosen werden in die ganze Welt exportiert.

Besonders sehenswert ist die dreischiffige, spätgotische St.-Vincentius-Kirche, die vermutlich im letzten Drittel des 15. Jahrhundert. Zum ältesten Ausstattungsstück zählt der aus dem 13. Jahrhundert gehörende romanische Taufstein vom Bentheimer Typ, der von vier Löwen getragen wird. Zur Ausstattung gehören die Epitaphe der alten Burgmannsgeschlechter, Kronleuchter, barocke Gemälde, eine wertvolle Pieta, ein 5 m großes Triumphkreuz und eine Orgel aus der Werler Orgelbauwerkstätte Stockmann.

Unser Hotel: das Burghotel Haselünne

Im Zentrum von Haselünne befindet sich das schöne, denkmalgeschützte Burghotel Haselünne. Das Hotel besteht aus dem Haus Monnich, dem Haupthaus mit Kuppelsaal und dem Haus Russel. Insgesamt stehen 35 Zimmer, 2 Suiten und 3 Appartements zur Verfügung. Die Zimmer im Haus Russel spiegeln die Geschichte des alten Stadt-Palais wider. Die beiden Häuser sind durch einen Verbindungstunnel verbunden.

Mein großes Zimmer befindet sich im oberen Stock des Haupthauses. Richtig gut habe ich in dem großen Bett geschlafen. Mit dem Wasserkocher auf dem Zimmer kann man sich zwischendurch schnell mal einen Kaffee oder Cappuccino zubereiten.

Im Haupthaus befinden sich 11 charmante Doppelzimmer, die im klassischen Burgstil eingerichtet sind. In dem Zimmer mit Himmelbett fühlt man sich so richtig wie ein Burgfräulein.

Den aufregenden Tag beginnt man ausgeruht mit einem tollen, reichhaltigen Burgmannsfrühstück vom Frühstücksbuffet im schönen Kuppelsaal des Hotels.

Geführte Radtouren mit Reiseleiter Willi

Bei einer Gruppenreise ist es sehr wichtig, dass die Harmonie der Gruppe stimmt. Die 15 Leute unserer Gruppe kannten sich vorher nicht, aber man hatte von Anfang an das Gefühl, dass die Gruppe sehr gut zusammenpasst. Ich bin ja erst am ersten Abend zum Abendessen zur Gruppe dazu gestoßen und ich wurde sehr nett aufgenommen und integriert. Ich habe mich in der Runde von Anfang an sehr wohl gefühlt.

Der größte Teil der Teilnehmer hatte seine eigenen E-Bikes dabei. Es ist aber auch möglich ein E-Bike für die 5 Tage für 100 Euro auszuleihen. Unser Guide Willi Kötter (66) hielt für mich ein E-Bike in der Hotelgarage bereit und nach kurzer Einweisung nahm ich das Rad in Empfang. Ich hatte leider bei dem Leihrad mit dem Sattel etwas Probleme.

Rund um Haselünne ist das Radeln sehr entspannt, da es absolut keine Steigungen gibt. Das Hasetal-Radwegenetz umfasst rund 1000 Kilometer von denen wir in den 5 Tagen ungefähr 180 km erradelt hatten.

Man fährt auf ebenen Radwegen und wenig befahrenen Straßen, an der Hase, Feldern und Wäldern entlang. Es war die letzte Tour der Saison. Leider hatte das Wetter nicht ganz so mitgespielt, daher ist es immer wichtig die richtige Regenkleidung dabei zu haben, so wurde mir zum Beispiel mit einer Regenhose ausgeholfen.

Gut gestärkt starteten wir mit den Rädern zu unserer Radtour. Die Tour führte durch die umliegenden Dörfer Flechum, Felsen, Dohren und Andrup.

Zum Mittagsimbiss kehrten wir in Meyners Kaffeestübchen in Dohren ein. Hier wurden wir mit einem ausgezeichneten Buffet erwartet.

Das Buffet war besonders liebevoll von Bärbel Meyners angerichtet und bot sehr viel leckere Speisen. Und zur Überraschung kostete dieses Buffet inklusive Getränke gerade mal 8 Euro. Danach radelten wir zurück nach Haselünne, stellten die Räder nach rund 35 geradelten Kilometern in der Hotelgarage ab. In der Garage befindet sich ein abschließbarer Schuppen mit Elektroanschluss, wo man die E-Bike Akkus direkt laden kann.

Besuch der Privatbrennerei Heydt

Wir besuchten die Heydt Brennerei und verkosteten nach einer interessanten Führung durch die private Kornbrennerei verschiedene Produkte, die aus Kornbrand hergestellt werden.

Sie kreieren Produkte mit viel Liebe zum Detail und mit sorgfältig ausgewählten Zutaten aus der Natur. Ihnen liegt der verantwortungsvolle Genuss der Spirituosen am Herzen.

Das Spitzenprodukt ist der Heydt Gelagerter Korn „Alter Heydt 1860er“, ein ganz besonderer Korn für ein ganz besonderes Jahr. Er ist eine wahre Rarität, die durch traditionelle Brennkunst und mit viel Liebe und Geduld entstanden ist. Der Brand wird 5 Jahre in gebrauchten Holzfässern Jahre gelagert, in denen er reift und den rauchigen Geschmack annimmt. So entsteht ein Korn in Richtung eines Whiskys. Mehr über die Heydt Brennerei hier

Tag mit autogenem Training starten

Nach dem Frühstück traf sich die Gruppe mit Christine Egbers im „kleinen Rittersaal“ des Hotels zum Präventionskurs autogenen Training. Für viele der Teilnehmer war es die erste Erfahrung mit autogenem Training.

Nach einer kurzen Einführung machten es sich die Teilnehmer auf Matten oder im Sitzen gemütlich und die Kursleiterin begann mit sanften Worten das autogene Training. Es ist ein Entspannungsverfahren, dass in akuten Stress-Situationen und im Alltag angewendet werden kann, um regelmäßig mehr Erholung und Entspannung zu erreichen. Im Hintergrund spielte leise Musik.

Begründer des autogenen Trainings ist der Mediziner Prof. Schultz. Durch Autosuggestion versetzt sich der Übende in einen entspannten Zustand, der laut Prof. Schultz nicht mehr auf der normalen Wachebene, sondern auf einer anderen Bewusstseinsebene stattfindet. Durch die „Zurücknahme“ gelangt man anschließend wieder in den normalen Zustand zurück. Auf autogenes Training muss man sich einlassen können. Nach der Stunde wurde die Wirkung mit Christine Egbers besprochen.

Radeln und ein Kochkurs gesunde Ernährung

Nach dem autogenen Training fuhren wir mit den Rädern zum Kochkurs nach Lohe. Wir radelten durch die schöne waldreiche Umgebung und an dem rund 20 ha großer See vorbei, der im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel ist.

Die Kursleiterin Martina Dröge erwartet uns in der „Alten Schule Lohe“ des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege Lohe e. V., das von ihnen liebevoll renoviert wurde und vielfältig genutzt wird.

Als Erstes führt uns Martina Dröge in das Thema der gesunden Ernährung ein, erklärt uns die Ernährungspyramide und welche Lebensmittel man wie oft essen sollte. Ausgewogene Ernährung hat das Ziel den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Entscheidend ist das richtige Verhältnis zwischen den verschiedenen Lebensmitteln. Ideal wären drei Viertel pflanzliche Lebensmittel, Obst und Gemüse, die haben wenige Kalorien und liefern zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe. Der Anteil tierischen Produkten sollte kleiner, aber vorhanden sein, um den Bedarf an Eiweiß und Fett zu decken. Natürlich dürfen Kohlenhydrate dabei sein. https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/ Laut Martina hat „eine Schwarzwälder Kirschtorte dieselbe Energiedichte wie eine Schubkarre voll Blumenkohl“ – und „die Dosis macht das Gift“.

Nach der Theorie geht’s ans Schnippeln, kochen und abwaschen. Wir wurden in Dreier-Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe erhält je ein Rezept für Vorspeise, Hauptgang und Nachspeise. Wir kochten ein Drei-Gänge-Menü.

Bohnensalat als Vorspeise

Kochkurs in Lohe

Hauptgang: Fischfilet mit Tomatenkruste und Kartoffelspalten

Quarkspeise als Nachtisch

Alle Teilnehmer waren mit Spaß und Fleiß dabei. Einige Männer hatten bisher selten oder sogar noch nie in der Küche gestanden, so wie Bernhard (74), dem sogar am zweiten Kurstag das Kochen richtig Spaß hat. Nach dem Kochen hatten wir unser Menü auch gegessen, es war echt lecker.

Gut gestärkt stiegen wir wieder auf die Räder und unter Willis Führung ging es wieder auf die Piste. Willi ist ein uriger Typ, der das Land richtig gut kennt. Er hat immer einen Witz oder eine Geschichte auf Lager. Beim Radeln neben Willi laschte ich zu gern seinen Erzählungen.

Bei einer Gruppe von 16 Radlern muss es Regeln geben. Willi führt die Gruppe an und ein weiterer Teilnehmer bildet mit Sicherheitsweste das Schlusslicht. Auf den schmalen Landstraßen hieß es immer wieder „Auto oder Radfahrer von vorn“ oder „Auto bzw. Trecker von hinten“, „Achtung halt oder links abbiegen“. Es macht richtig Spaß über die komfortablen Radwege und fast autofreie Straßen zu fahren.

Willi führte uns täglich 35 bis 50 Kilometer durch die beschaulich-erholsame Natur des Hasetals und wir machten an einigen Sehenswürdigkeiten einen Fotostopp. Es ging vorbei an Hünengräbern, urwüchsigen Torflandschaften und schönen Bauern- und Reiterhöfen, friedlich grasenden Pferden.

Wir machten einen Zwischenstopp an der Hüvener Mühle, einer Kombination aus Wind- und Wassermühle aus dem Jahre 1534, wo sie als „Erffkotter tho Hüven de Möller” urkundlich erwähnt wurde. Nach einem Brand wurde die Wassermühle 1802 wieder vollständig aufgebaut. Wissenswertes über die einzige Wind- und Wassermühle des Emslandes hier 

In weiteres Highlight auf unserer Tour war der Koloss von Hüven. Der Riesenfindling ist das viert-größte Exemplar in Niedersachsen, er ist 5,8 m lang, hat eine Breite von 4,9 m und ist 2,9m hoch. Der Koloss hat ein Gewicht von 102,5 Tonnen und wurde im Jahr 2020 in Hüven unter der Erdoberfläche auf einem Acker entdeckt und geborgen. Er ist ein beliebtes Foto-Motiv. Nach unserer Radtour hieß es wieder 90 Minuten Entspannen beim autogenen Training im „kleinen Rittersaal“.

Bei der nächsten Radtour war der Torfwerk Hahnenmoor unser Ziel. Das Hahnenmoor wurde vor wenigen Jahrzehnten als eines der wildesten und zerstochensten Moore Niedersachsens bezeichnet.

Die maschinelle Verarbeitung von Torf im Torfwerk Hahnenmoor wurde am 31.12.1988 eingestellt und die Gemeinde Herzlake erwarb das Torfwerk. Der Verein Torfwerk Hahnenmoor e.V. hat das Hahnenmoor zu einem kleinen Museum ausgebaut. Es werden Informationen über das Moor, seine Kulturlandschaft und die Torfwirtschaft bei Führungen durch das Hahnenmoor vermittelt. Man kann noch drei verschiedene Pressen zu besichtigen.

Im Torfwerk-Café ließen wir uns Buchweizenpfannkuchen mit Speck und Apfelmus schmecken und hatten richtig Spaß dabei. Mehr Informationen zum Torfwerk Hahnenmoor

Nach rund 45 Kilometern radeln erreichen wir das Heimathaus Haselünne, wo die Ernährungsberaterin Martina Dröge uns bereits mit allen Zutaten für den Kochkurs „gesunde Ernährung“ erwartet. Nach der Einteilung in die Dreiergruppen band sich jeder der Gruppe seine Schürze, die wir erhalten hatte, um. Alle legten hochmotiviert los.

Es wurde Gemüses geschnitten, Nudelsalat mit Rucola angerichtet, Champignon-Risottos gekocht und Fisches mit Champignonkruste und gegrillte Zucchiniröllchen zubereitet. Wir ließen es uns nach getaner Arbeit schmecken, einfach nur lecker. In einem anderen Artikel zum gesunden Kochen werde ich die Rezepte verraten, damit ihr es nachkochen könnt.

Für die Gesundheitsreisen „auf Rezept“ brauchen Sie kein ärztliches Rezept, bei Buchung dieser Reise nehmen Sie automatisch an zwei zertifizierten Gesundheitskursen teil. Sie finden von April und Oktober jeweils von sonntags bis donnerstags statt und werden von Anbietern aus dem Emsland, Rastede, Leer und Münster angeboten. Bei Interesse klärt man vor der Buchung des „Radurlaubs auf Rezept“ mit der eigenen Krankenkasse ab, ob sie die wohnortfernen Präventionskompaktkurse nach § 20 SGB V bezuschusst. Termin und das Reiseziel wird gebucht und vor Reiseantritt der Gesamtbetrag bezahlt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erhalten eine Bescheinigung über die Teilnahme an den Präventionskursen, von denen man mindestens 80 Prozent der Kursprogramme absolviert haben muss. Nach dem Urlaub reicht man diese bei der Krankenkasse ein, um den Zuschuss zu erhalten.

Preisbeispiel: ein fünftägiger Radurlaub „auf Rezept“ in Haselünne im 3-Sterne-Hotel mit Halbpension, fünf geführten Stern-Radtouren und den Gesundheitskursen kostet gerade mal 275 €.

Weitere Informationen: www.radurlaub-auf-rezept.de
Telefon   05432/599599, E-mail: info@hasetal.de

Ich danke der Hasetal Touristik GmbH für die Unterstützung, sowie unserem Reiseleiter Willi Kötter, unseren Kursleiterinnen Martina Dröge und Christine Egbers und der gesamten Gruppe für die tolle Zeit in Haselünne.

Fotos Gabriele Wilms

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Über Gabriele Wilms 617 Artikel
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Tätigkeit als Reisejournalistin und Bloggerin. Ich bin Inhaberin des Reisemagazin Toureal und betreue es als verantwortliche Chefredakteurin. Gut ein Drittel des Jahres bin ich daher in den schönsten Hotels, Regionen Europas und weltweit für unser Reisemagazin unterwegs .

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