Inhaltsübersicht
Am 09. Oktober 2024 jährt sich die Friedliche Revolution in Leipzig zum 35. Mal. 09.10.1989 – „Herbst ´89 – Aufbruch in die Freiheit“. Zu diesem Thema war ich in Leipzig unterwegs.
Während meines Aufenthaltes in Leipzig hatte ich in dem NH Hotel Leipzig Zentrum übernachtet. Es befindet sich zentral mitten in der Innenstadt, in der Nähe des Neuen Rathauses. Von meinem Zimmer in oberen Stock hatte ich einen fantastischen Blick auf Leipzig.
Besuch des Zeitgeschichtlichen Museum
Wir hatten das Zeitgeschichtliche Museum in der City von Leipzig besucht. Hier wird eine Ausstellung zum Leben in der DDR gezeigt. „Unsere Geschichte – Diktatur und Demokratie nach 1945“, dies ist das Thema der Dauerausstellung.
Ich bin in der DDR aufgewachsen und daher war diese Ausstellung für mich sehr interessant. Ich fühlte mich um Jahre zurückversetzt, hatte sehr viel wiedererkannt.
Ich hatte auch sehr viel Neues erfahren, denn in der DDR hatten wir Vieles nicht erfahren, wie zum Beispiel die Geschichte über die Pressefreiheit. Rund 2.000 geschichtsträchtige Objekte, Fotos, Dokumente und Zeitzeugenstimmen bringen einen anschaulich die politische Lage und individuelle Erfahrungen näher.
Die zentralen Themenbereiche der Ausstellung sind die schwierigen Anfänge nach 1945, Sowjetische Besatzungszone, Teilung des Landes, Arbeit und Alltag in der DDR, Opposition und Widerstand und die friedliche Revolution. Man geht ringförmig durch die einzelnen Stationen bis in die Gegenwart.
Von1945-1969 – Kriegsende und Entwicklung der Diktatur
Am 8. Mai 1945 endet der 2. Weltkrieg. In der Sowjetischen Besatzungszone errichtet die SED, die aus KPD und SPD hervorgegangen ist, eine Diktatur. 1949 wird die DDR gegründet. Schonungslos wird mit Hilfe der sowjetischen Truppen jeder Widerstand von der SED niedergeschlagen, so auch den Volksaufstand am 17. Juni 1953. Ab den 13. August 1961 wird die Mauer errichtet.
1970er/1980er Jahre – Alltag zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Trotz vielversprechender Parolen und Reformansätzen bleibt der Alltag der Menschen mühsam. Die Diskrepanz zwischen dem Anspruch der SED-Führung, eine sozial gerechte, leistungsbereite Gesellschaft aufzubauen und der täglich erlebten Realität mit Mangel- und Schattenwirtschaft Kontrolle und Entmündigung nehmen zu.
1980er Jahre – Stillstand und Aufbegehren
Die zunehmende Militarisierung, Umweltzerstörung und Repressionen gegen Andersdenkende verstärken die Bereitschaft, sich gegen die Bevormundung und den staatlichen Druck aufzulehnen. Im Umfeld der evangelischen Kirchengemeinden entstehen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen, die immer offener die Zustände anprangern. Die Zahl der Ausreiseanträge steigt. Dies hatte ich in meiner Familie durch meinen Bruder auch miterlebt.
189/90 Jahre – Friedliche Revolution und Wiedervereinigung
Die SED hält trotz politischen Wandels im Osten an ihren starren Kurs fest. Muss aber vor den friedlichen Protest einer wachsenden Zahl von Demonstrantinnen und Demonstranten zurückweichen. Mit dem Fall der Mauer wird die Forderung nach Wiedervereinigung immer lauter. Es gelingt in Abstimmung mit den Siegermächten die staatliche Einigung herzustellen.
1990er Jahre – Transformation: Ende und Anfang
Nach dem Untergang des SED-Staats eröffnen sich neue Möglichkeiten. Jedoch führt der angebliche Umbau durch die Treuhandgesellschaft von Zentralverwaltungswirtschaft in eine soziale Marktwirtschaft zu erheblichen Verwerfungen und tiefgreifenden Brüchen in den Lebensläufen vieler Ostdeutschen.
Gegenwart – Deutsch-Deutsches Zusammenwachsen in der landen Dauer
Nach mehr als drei Jahrzehnten Deutscher Einheit liegen das Einkommen und der Wohlstand im Osten Deutschlands immer noch deutlich unter dem Niveau im Westteil. Spitzenpositionen in Politik, Kultur und Wirtschaft sind größtenteils von Menschen aus Westdeutschland besetzt.
Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig, Grimmaissche Straße 6, Leipzig hat Dienstag – Sonntag von 10.00 – 18.00 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Es lohnt sich diese Ausstellung anzuschauen. Mehr Informationen Zeitgeschichtliche Forum Leipzig
Friedliche Revolution in Leipzig – „Wir sind das Volk“ – „Runden Ecke“
Leipzig gilt als Stadt der Friedlichen Revolution. Von hier gingen 1989/90 wichtige Impulse für den demokratischen Aufbruch in der gesamten DDR aus. Zentral dafür war die berühmte Demonstration am 9. Oktober 1989, an der auch mein Bruder teilnahm. Bei dieser Demonstration entschied sich, ob sie eine blutige Revolution oder eine friedliche werden würde. Der Schießbefehl lag vor. Aber ohne Rädelsführer, ohne Anführer konnte niemand der rund 70.000 Demonstranten, vielleicht sogar viel mehr, festgenommen werden.
Der Weg der Montagsdemonstrationen führte im Herbst 1989 von den Kirchen der Innenstadt über den Ring um die Leipziger Altstadt und damit an der „Runden Ecke“, der Zentrale der Staatssicherheit, vorbei. Von Montag zu Montag wurde die Forderung der Demonstranten nach der Zerschlagung von Erich Mielkes „Ministerium der Angst“ immer lauter. In der Nacht vom 4. zum 5. Dezember 1989 besetzten Bürger friedlich die Leipziger Stasi-Zentrale und weitere Dienststellen in der Stadt und im ganzen Land. Es entstand das Bürgerkomitee Leipzig e. V., die in der „Runden Ecke“ blieben und über Tausende von Akten wachten.
Im Sommer 1990 eröffneten sie bereits die erste Ausstellung in der „Runden Ecke“ – „Stasi – Macht und Banalität“. Als Träger der Gedenkstätte Museum vermittelt der Verein am authentischen Ort die Geschichte von Repression und Unterdrückung in der DDR am Beispiel der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, sowie von der Selbstbefreiung der DDR-Diktatur durch die Friedliche Revolution. Sie wollen über die jüngste Geschichte und die daraus resultierende zentrale Werte unseres Zusammenlebens – Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufklären. So soll den Besuchern der Blick für die Gefahren totalitäre Ideen und diktatorischer Systeme geschärft werden.
Am 07. Oktober 1989, dem 40. Jahrestag der DDR, kam es an vielen Orten zu Protesten. Am nächsten Montag wollte die SED in Leipzig den „Spuk ein für alle Mal beenden“. Zur Beendigung bzw. gewaltsamen Auflösung der erwarteten Demonstration standen etwa 8.000 bewaffnete Sicherheitskräfte bereit, neben Polizei und Staatssicherheit auch Angehörige der Kampfgruppen und Soldaten der NVA bereit. Die SED hatte den Einsatz von Schusswaffen angeordnet.
Um gewaltsame Auseinandersetzungen zu verhindern, appellierten Leipziger Bürgerrechtler mit Aufrufen an Demonstranten und Sicherheitskräfte, sich der Gewalt zu enthalten. Persönlichkeiten und Repräsentanten der SED riefen zur Besonnenheit auf.
Trotz großer Angst demonstrierten am 9. Oktober 1989 nach Friedensgebeten in vier Leipziger Kirchen mindestens 70.000 Bürger mit den Losungen „Keine Gewalt“ und „Wir sind das Volk“ gegen das SED-Regime. Tausende waren extra nach Leipzig angereist. Angesichts der Massen mussten sich die Sicherheitskräfte zurückziehen. Der friedliche Verlauf des 9. Oktober 1989 wurde als Sieg über die Staatsmacht empfunden.
Nach dem Erfolg in Leipzig waren politische und gesellschaftliche Veränderungen nicht mehr aufzuhalten. Die von Leipzig ausgehenden Massenprotesten führten zum Sturz des SED-Regimes.
Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 war eine zentrale Forderung erfüllt. Die Massenproteste gingen aber weiter und forderten das Ende der SED-Diktatur. Mit der Etablierung von Runden Tischen gelang der Opposition das Machtmonopol der SED und ihrer Blockpartei zu brechen.
Mehr Informationen zum Museum „Runde Ecke“, Dittrichring 24, Leipzig unter „Runde Ecke“ Täglich vom 10.00 -18.00 Uhr geöffnet, Eintritt ohne Führung frei.
Am 9. Oktober 2024 Lichterfest Leipzig
Am 9. Oktober 2024 findet in Leipzig ein Lichterfest in Gedenken an die vor 35 Jahren stattgefundene Friedliche Demonstration statt. Mit dem Lichtfest Leipzig erinnert die Stadt alljährlich am 9. Oktober an die Friedliche Revolution im Herbst ´89.
Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig sagt dazu: „in diesem Jahr feiern wir den 35. Jahrestag der großen Leipziger Montagsdemonstration. Nicht ohne Sorge um die Demokratie in Europa und unter dem Eindruck von Konflikten und brutalen Kriegen. Leipzig steht seit 1989 für Aufbruch, Veränderung und Demokratie. Der 9. Oktober ist ein Feiertag der lebendigen Demokratie, der an den Mut und der Beharrlichkeit erinnert, die die Friedliche Revolution getragen haben….
Lassen Sie uns gemeinsam den Frieden und die Freiheit von 1989 erinnern und davon für die heutige Zeit ermutigen.“
Friedensgebet in der Nikolaikirche
Am 9. Oktober 2024 findet um 17.00 Uhr ein Friedensgebet in der Nikolaikirche statt. „Freuet euch und seid fröhlich…“ predigt Landesbischof Tobias Bilz aus Dresden. Das Friedensgebet am 9. Oktober 1989 in der Nikolaikirche war ein bewegender Moment. Nicht nur, dass trotz Warnungen vor anschließenden Verhaftungen und staatlicher Gewalt fast 2.000 Menschen gekommen waren, sondern dass die Atmosphäre von einem Geist des Friedens, der Einheit und der Hoffnung geprägt war, machte diesen „Gottesdienst im Alltag der Welt“ so unvergesslich. Im Anschluss mischte sich die Gemeinde in eine Menge von mehr als 70.000 Menschen, die sich vor der Kirche eingefunden hatten. Der gemeinsame Protestzug um den Innenstadtring besiegelte die friedliche Revolution und den Anfang vom Ende der DDR.
In Erinnerung an dieses historische Friedensgebet vor 35 Jahren werden in diesem Jahr Zeitzeugen zu Wort kommen und Landesbischof Tobias Bilz Hoffnungsworte der Bibel auslegen. Als musikalische Botschaft erklingen Ausschnitte aus dem Werk „Visions“ des britischen Komponisten John Rutter.
Lichtfest Leipzig
Anlässlich des 35. Jahrestages findet das Lichtfest am 9. Oktober 2024 von 19.00 – 24.00 Uhr auf dem gesamten Innenstadtring entlang der authentischen Demonstrationsrunde statt.
„35 Jahre Friedliche Revolution sind Anlass, das Lichtfest um den gesamten Innenstadtring zu begehen“ freute sich Marit Schulz, Prokuristin der LTM GmbH und Leiterin „Lichtfest Leipzig“ beim Pressegespräch am 21.8.24 in der Alten Nikolaischule Leipzig. Sie stellte kurz das Programm vor.
Über 20 lokale, nationale und internationale Künstlerteams greifen historische Ereignisse künstlerisch auf und machen sie im öffentlichen Raum erlebbar. Spektakuläre Mapping, Projektionen, Musik, Performance und andere Interventionen werden Zehntausende begeistern und berühren. Die Gäste werden zum Mitmachen aufgerufen.
Die riesige Kerzen-89, traditionell von Besucherinnen und Besuchern mit tausenden Lichtern befüllt, steht auf dem Augustusplatz, wo die Eröffnung des Lichterfestes stattfindet.
Mehr Informationen zum Lichterfest in Leipzig findet ihr unter Lichtfest Leipzig
Zur Friedlichen Revolution hat Leipzig eine App „Leipzig´89“ entwickelt
Ich danke der LTM GmbH, besonders Andreas Schmidt für die Unterstützung und die interessanten Tage in Leipzig
Fotos Gabriele Wilms