Krautingerwoche in der Wildschönau

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Mit dem Erntedankfest am ersten Sonntag im Oktober wurde in Oberau, in der Wildschönau die 10. Krautingerwoche feierlich eröffnet. Im Anschluss an die Prozession fand der Museumskirchtag im Bergbauernmuseum z`Bach statt. Das große Fest bildet den Auftakt für die Woche rund um die Rübe.

Prozession 4

Traditionell zum Erntedank wurde nach dem Festgottesdienst im Dom zu Oberau eine eucharistische Prozession durch den Ort mit den vier Evangelien und Segnungen durchgeführt.

Den Zug führte die Musikkapelle an. Bunt und traditionell, mit den alten Trachten, Blumenschmuck, dem Erntedankkranz, den alten Fahnen, die nur zu diesem Anlass hervor geholt werden, zieht sich der wunderschöne Festumzug durch die Gemeinde.

Prozession 6

Über 40 Schützen geben an jeder Station Salutschüsse ab.

Im Anschluss versammelten sich alle auf dem Gelände des Bergbauernmuseums und 13.00 Uhr eröffnet der Bürgermeister der Gemeinde Wildschönau und ein Kanonenschuss, ja eigentlich zwei, der „Sturmlöder“ die Krautinger Woche. Die „Sturmlöder“ sind die Nachfahren der alten Wehrtruppe.

Eröffnung Museumskirchtag

Musikalisch eröffnete die Bundes Musik Kapelle den Museumskirchtag und damit die Krautinger Woche.

Bauernmarkt 1

Auf dem Bauernmarkt boten dann die Bauern und Produzenten Ihre Produkte zum kosten und Verkauf an. So zum Beispiel der Johann seinen Käse. Er hat schon unzählige Auszeichnungen für seinen beliebten Käse in verschiedenen Sorten bekommen. Von Mai bis September bewirtschaftet dieses Original mit Rauschebart die Alm und stellt verschiedene Sorten erstklassigen Käses her, von Bergkäse, über Edamer bis hin zu Camembert. Am Anfang geht er glatt rasiert auf die Alm und dann wächst den ganzen Sommer sein Bart und erst wenn der letzte Bauer bezahlt hat, wird dieser wieder abrasiert. „Im Sommer streichelt er die Käseleiber und im Winterhalbjahr arbeitet der gelernte Masseur im Hotel und ¨streichelt¨ menschliche Leiber“.

In der Tenne des alten Bauernhauses zeigten Handwerker beim Handwerkermarkt, wie er auch im Sommerhalbjahr jeden Donnerstag im Bergbauernmuseum stattfindet. Sie zeigen ihre Kunst und bieten Ihre Produkte zu Kauf an. Die Wildschönauer zeigen mit überlieferten Techniken wie ihre Vorfahren als Holzschnitzer, Drechsler, Schnitzer, Schuhmacher und Korbflechter arbeiteten. Aber auch typische Kunsthandwerke wie Goldstickerei, Klöppeln, Glas- und Aquarellmalerei kann man bestaunen.

Eröffnung Museumskirchtag 6

Auch die musikalische Unterhaltung kommt nicht zu kurz und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Überall auf dem Gelände des Museums ist für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt worden, von Schweinsbraten mit Semmelknödel und Sauerkraut, bis hin zu selbst gebackenen Kuchen und duftende Schmalznudeln konnten im Freien oder im Festzelt verspeist werden.

Museumskirchtag 2

Aber auch hochprozentige Erzeugnisse, wie natürlich der Wildschönauer Krautinger und die beliebten ¨Brodakrapfen¨ aus der Tirolhofkuchl wurden angeboten. Sie werden sich fragen, was ist Krautinger eigentlich? Genau das habe ich mich am Anfang auch gefragt. Es ist ein selbstgebrannter Schnaps aus der kleinen runden Rübe, für mich ein bisschen wie ein überdimensionales Radischen oder Rettich in runder Form, aber in weiß bis violett.

Krautinger Woche und „Wanderungen von Hof zu Hof – auf den Spuren der der Wildschönauer Krautinger Rübe“

Krautingerwanderung 11

Das Brennrecht für den Rübenschnaps wurde von Kaiserin Maria Theresia Mitte des 18. Jahrhunderts an 51 Bauern in der Wildschönau verliehen, diese Bauern im Hochtal der Kitzbühler Alpen waren so arm, dass sie Mitleid mit ihnen hatte. Heute brennen noch 15 Bauern den legendären Rübentrunk im Hochtal.

Krautingerwanderung 3

Jeder verarbeitet die Stoppelrübe ein wenig anders und er schmeckt auch anders. Das Brennrecht ist an den Hof gebunden, kann nicht verkauft werden. Es wird einfach weiter gegeben und wenn man einen Hof mit Brennrecht erwirbt, kann man es wieder beleben. Fast jeder kennt ihn, den Krautinger und viele schätzen ihn als ganz besonderes Hausmittel, er hat die Wildschönau bekannt gemacht. Als Allheilmittel soll er besonders bei Magenschmerzen helfen.

Während der Krautingerwoche werden vom Tourismusamt „Wanderungen von Hof zu Hof – auf den Spuren der der Wildschönauer Krautinger Rübe“ angeboten. Dabei wandern Sie mit Sonja zu verschiedenen Bauernhöfen, die heute noch den speziellen Schnaps brennen. Die Bauern erklären den Wanderern wie das Brennen bei Ihnen funktioniert und diese haben die Möglichkeit zum kosten und natürlich kaufen.

Erbhof Schellhornhof

Auch wir haben solch eine gemütliche, hochprozentige Wanderung mit Sonja gemacht. Und dabei drei verschiedene Höfe besucht und den Krautinger gekostet. Unser erster Halt war der Erbhof Schellhornhof der Familie Prosser. Die Seniorbäuerin Resi Riedmann macht vom Krautinger, über Brot bis hin zu Filzhausschuhen alles selbst. Bei Ihnen werden nur ca. 40 Liter, 20 im Frühjahr und 20 Liter im Herbst von dem Hochprozentigen hergestellt. Sie brennen nur aus eigenen Rüben und kaufen keine zu. Alles von Hand, vom Ernten, Wurzeln und Blätter abschneiden, Waschen, pressen, kochen und dann kommt die Maige in die ganz einfache Brennanlage mit Holzheizung, wie sie schon immer die Bauern hatten.

Erbhof Schellhornhof

Der alte Hof ist seit 200 Jahren im Besitz der Familie und deshalb wurde ihm der Erbhof verliehen, heute steht unter Denkmalschutz. Das wunderschöne Bauerhaus ziert eine Hungertuchmalerei von 1632 mit der Darstellung des Lebens Jesu, von Verkündigung der Maria, der Geburt Jesu, Flucht nach Ägypten und letztes Abendmahl. Daneben sieht man den Christopherus mit dem Jesuskind auf der Schulter, was darstellt, wie er es durch den Fluss trägt. Es ist das einzige Hof in der Wildschnau mit solch einer Malerei an der Hauswand. Im ältesten Teil des Hauses, dem Keller hat der Vater ein kleines Museum eingerichtet, hier sind alte Geräte, Ski und verschiedene Sachen zusammen getragen und liebevoll aufgehängt wurden.

Wir verkosten natürlich auch den am Hof produzierten Krautinger und um es schon mal vorweg zu nehmen, er ist meiner Meinung nach der Beste. Er riecht wie Sauerkraut würde ich sagen und schmeckt erdig und krautig, der eine brennt etwas mehr, als der Andere. Als Brand hat er so um die 40%.

Edhof von Waltraud Schellhorn

Edhof von Waltraud Schellhorn 6

Als nächste Station ging es zum Edhof von Waltraud Schellhorn, die nicht nur den Rübenschnaps brennen, sondern daraus auch ganz leckere Krautinger-Pralinen herstellen.

Etwas ungewöhnlich am Anfang, aber dann vermischt sich die Bitterschokolade mit dem Rübenschnaps und es wird richtig lecker. Bei unserem Besuch sind die Schellhorns gerade noch am Brennen und somit können wir uns ein Bild machen und eine Nase voll nehmen. Wenn auf allen Höfen gebrannt wird, dann zieht der Sauerkrautgeruch durch das ganze Tal.

Der größte Produzent der Steinerhof

Steinerhof 2

Der wohl größte Produzent des Krautinger im Tal ist der Schnapsbrenner Josef Thaler vom Steinerhof. Bei ihm werden die Rüben maschinell gewaschen und er hat auch eine moderne Destilliere. Rund 40 Tonnen Rüben zieht er auf drei bis vier Hektar aus dem Boden und verarbeitet diese. Vor 20 Jahren hat er es als Spielerei auf dem rund 480 Jahre alten Hof angefangen und heute ist es sein zweites Standbein. Aber er brennt nicht nur, sondern als Koch kreiert er auch leckere Gerichte mit der Rübe, wie zum Beispiel die Rübensuppe.

Mit der Rübe wird also nicht nur Schnaps gebrannt, sondern auch köstlich gekocht. Und genau das gehört auch zur Krautingerwoche, das verschieden Gerichte rund um die Rübe, verschiedene Rübenspezialitäten als Beilage, Blatt`l und Rübenkraut angeboten werden. Deshalb zählt die Wildschönau auch zu den Tiroler Genussregionen. Rund 10 Wildschönauer Wirte bieten in der Festwoche kulinarische Köstlichkeiten rund um die Stoppelrübe und lassen sich auch in die Töpfe gucken.

Steinerhof

Von Rüben-Ravioli, Rübenknödel, Ruab`nstrudel bis hin zu Rüben-Schlutzkrapfen reicht sie Speisekarte. Hans Haas, der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Spitzenkoch aus der Wildschönau hat die Rübe unter Gourmets bekannt gemacht. Er betreibt heute das Münchner Szene-Restaurant „Tantris“.

Krautingerwanderung 8

Zum Abschluss und als Höhepunkt der Krautinger Woche wird der „Krautinger des Jahres“ prämiert, im letzten Jahr war es der vom Schellhornhof, also war ich auch ganz der Meinung der Jury vom letzten Jahr. Thomas Gruber vom Tiefentalhof gewinnt die Krautingerprämierung 2014.

Edhof von Waltraud Schellhorn 1

Die Wildschönau ist eine Gemeinde mit 4 Dörfern, 4 Kirchen, 4 Feuerwehren, 4 Musikkapellen, aber nur einem Bürgermeister und einem Tourismusbüro. Die Gemeinde zieht sich idyllisch durch das Hochtal der Kitzbühler Alpen. Es bietet dem Gast zu jeder Jahreszeit verschiedene Urlaubsmöglichkeiten, von wandern, Paragliding, Radeln, besonders mit E-Bikes bis hin im Winter Ski fahren, Langlauf oder Winterwandern. Bei 4.500 Einwohnern hat es 7000 Gästebetten zu bieten.

Etwas ganz Besonderes ist die Wildschönauer GästeErlebnis Card, die jeder Übernachtungsgast von seinem Hotel kostenlos erhält. In dieser Karte sind Gratisleistungen wie die Nutzung der Bergbahnen, geführte Wanderungen, Eintritte in Museen, Schwimmbad und Tennisplatz, sowie Teilnahme am Kinderprogramm. Darüber hinaus gibt es Ermäßigungen bei Freizeitaktivitäten, wie dem Paragliding, was ich auch probiert hatte und es war einfach Adrenalin pur, nur zu empfehlen.

Unseren beiden Gastgebern vom Tourismusamt Wildschönau, ganz im Zeichen der Rübe, noch einmal herzlichen Dank für die schöne Zeit und die tollen Erlebnisse in der Wildschönau.

Fotos Gabriele Wilms

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Gabriele Wilms
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Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Tätigkeit als Reisejournalistin und Bloggerin. Ich bin Inhaberin des Reisemagazin Toureal und betreue es als verantwortliche Chefredakteurin. Gut ein Drittel des Jahres bin ich daher in den schönsten Hotels, Regionen Europas und weltweit für unser Reisemagazin unterwegs .

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