Landeck – Fünf Burgen in einem Land voller Geschichte und Genuss

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Landeck ist vielen Reisenden als Tor in den Süden bekannt: Von dort zweigen die Routen ab in die Schweiz, in den Engadin oder nach Südtirol. Schon seit den Tagen der Via Claudia ist der Weg durch Westtirol und über den Reschenpass ein wichtiger Alpenübergang. Daher verwundert es auch nicht, dass in dieser Region viele bemerkenswerte Schlösser und Festungsanlagen zu finden sind und kulturgeschichtlich bedeutsame Bauwerke. Und doch ist diese Gegend als Ziel bisher weitgehend unbekannt!


Von Grins nach Stanz: Ein Weg, den der Wanderer auch an einem Sonntag im Juli fast ganz für sich hat – begleitet von intensivem Aroma.

Das soll sich nun mit dem neu konzipierten Burgenweg ändern. Ein Rundweg mit fünf Etappen und fünf Burgen mit einer Gesamtlänge von 65 km erschließt den geschichtlichen Reichtum dieser Gegend, bietet unberührte Natur und kulinarische Genüsse. Die einzelnen Etappen führen auf ca. zwölf bis fünfzehn Kilometern Wanderweg durch die Westtiroler Landschaft mit den Schlössern Biedenegg und Wiesberg und den Burgruinen Schrofenstein und Kronburg, sowie zum Schloss Landeck. Einzelne Etappen erfordern Trittfestigkeit und Ausdauer, aber von den nicht ganz so Sportlichen können auch nur einzelne Wegstrecken gewählt werden.

So zum Beispiel der nur gut drei Kilometer lange Weg von Grins nach Stanz. Er führt uns entlang einer Sonnenterrasse mit sanften Obststreuwiesen hinein in das wohl einzigartige Brennerei-Dorf Stanz: Dort unterhält fast jeder dritte Haushalt eine eigene Schnapsbrennerei. Aus der alten Zwetschgensorte „Spänling“, die auf den umliegenden Wiesen gedeiht, wird ein milder Obstler gebrannt.


Eine der vielen Schnapsbrennereien in Stanz. Sehr empfehlenswert: der Vogelbeerbrand

Wer von Stanz noch einen weiteren Kilometer wandert, erreicht bald den Aufstieg zur Burg Schrofenstein. Entlang des Weges blühen wilder Thymian und auch Orchideenarten wie das geschützte Rote Waldvögelein. Und oben an der Burgruine werden wir mit einem herrlichen Blick belohnt: Das obere Inntal breitet sich vor dem Betrachter aus, hell funkelt der kristallblaue Inn mit seinem Zufluss vor Landeck, der Senna.

Gen Norden geht der Blick zur 1308 erbauten Kronburg, die auf einem solitären Berg im Inntal hoch auf 1066 m thront. Im Wallfahrtsort Kronburg am Fuße der Festung lässt sich gut rasten: Ein Kneippbecken im Rosengarten, eine kleine Kunstgalerie sowie eine Kapelle laden zum Auftanken ein.

Der Ort ist geprägt von der Arbeit der barmherzigen Schwestern von Zams und sie sind auch verantwortlich für die Beherbergung und Bewirtung im Gasthaus Kronburg. Hier lassen wir uns mit regionalen Spezialitäten verwöhnen, den Auftakt macht die deftige Graukassuppe, eine Entdeckung auch für neugierige Gourmets, die die Tiroler Suppen mit Speckknödel oder Kaspressködel schon kennen.

In der Zammer Lochputz, Tirols mystischer Klamm, verbindet sich alte Sage mit der Technik moderner Wasserkraftnutzung

Wie die Menschen in diesem Westtiroler Land über die Jahrhunderte gelebt haben, darüber erfahren wir schließlich etwas auf Schloss Landeck.


Baukunst anno 1848. Eisenbahnbrücke über die Senna. Daneben Schloß Wiesberg in Tobadill

Das 2007 neu konzipierte Museum, das mit der üblichen langatmigen Verstaubtheit eines Heimatmuseums so gar nichts mehr zu tun hat, fasziniert mit lebendigen Räumen und nimmt auch Kinder auf eine spannende Schatzsuche mit.

Unter dem Motto „Bleiben oder Gehen“ thematisiert das Museum die wechselvolle Geschichte des Lebens auf dem kargen Boden des oberen Inntals, geprägt von strategischen Kämpfen an den Wegen des historisch bedeutendsten Alpenübergangs. Wir bekommen Einblick in religiös-heidnische Riten wie das Scheibenschlagen, erfahren vom harten Leben des fahrenden Volkes der Karrner und lernen über das Schicksal der Schwabenkinder.

In einer aktuellen Ausstellung kann man die technisch erstaunlichen Versuche einer Eisenbahnverbindung über den Reschenpass kennenlernen. Eine Initiative will sich dafür einsetzen, dass dieser umweltfreundliche Weg in den Süden endlich realisiert wird. Würde dieser Traum wahr, wäre das Westtiroler Burgenland Vorreiter einer neuen europäischen Verkehrspolitik!

Tirol West geht neue Wege im Tourismus: Auf eine Beschilderung des Burgenwegs wurde verzichtet – Natur pur.

Und der Blick für die Details der beeindruckenden Landschaft und Geschichte der Region steht im Vordergrund.

Alle Informationen zum Burgenweg unter www.burgenweg.at

Weitere Informationen auch im Tourismusbüro Tirol West am Hauptplatz in Zams bei Landeck www.tirolwest.at

Zahlreiche Vergünstigungen wie regionaler Busverkehr und freie Eintritte mit der Tirol West Card, erhältlich im Sommer bereits ab einer gebuchten Übernachtung
Anreisemöglichkeiten: Mit dem Auto über Füssen-Reutte-Fernpass nach Landeck oder über die Autobahn
Innsbruck Bregenz mit Ausfahrt Landeck. Mit der Bahn ist Landeck von München über Kufstein und Innsbruck in unter drei Stunden zu erreichen

Die 5 Etappen des Tiroler Burgenwegs im Überblick

Etappe 1: Landeck – Fließ – Landeck, Länge: 15,8 km – Gehzeit: 5h 45min
Points of Interests (Auswahl): Schloss Landeck, Schloss Biedenegg, Fließer Platte – Via Claudia Augusta
Etappe 2: Landeck – Tobadill – Pians, Länge: 14,7 km – Gehzeit: 5h 30min
Points of Interests (Auswahl): Gerberbrücke, Ausblick Parseierspitze, Schloss Wiesberg, Trisannabrücke
Etappe 3: Pians – Grins – Stanz – Zams, Länge: 12 km – Gehzeit: 4h
Points of Interests (Auswahl): Sonnenterrasse Grins-Stanz, Brennereidorf Stanz, Burgruine Schrofenstein
Etappe 4: Zams – Kronburg – Schönwies, Länge: 11,2 km – Gehzeit: 3h 45min Points of Interests (Auswahl): Zammer Lochputz, Ruine Kronburg, Kronburgschlucht,
Etappe 5: Schönwies – Kronburg – Landeck, Länge: 11,3 km – Gehzeit: 3h 45min Points of Interests (Auswahl): Schönwies, Ausblick Talkessel Landeck, Trams, Hoher Riffler

Fotos: Sigrid Jäger

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Dr. H. Jürgen Kagelmann Kagelmann
Über Dr. H. Jürgen Kagelmann Kagelmann 5 Artikel
Dr. H. Jürgen Kagelmann, Diplom-Psychologe, Hochschuldozent für Gesundheitstourismus und Freizeitpsychologie, Reisejournalist, Buchautor, Verleger. Letzte Bücher: "Gesundheitsreisen und Gesundheitstourismus. Grundlagen und Lexikon" (2016) "Das Beste, was man vom Reisen nach bringt, ist eine heile Haut. Kluge, ironische und böse Bemerkungen zu Reisen, Urlaub und Tourismus." (2015, beide zusammen mit Dr. Walter Kiefl). Länderinteressen: Lateinamerika, vor allem Mexiko, Peru, Uruguay; ferner Florida, Spanien, Nordseeküste. Spezielle Interessen: Themenparks, Wasserparks und andere Erlebniswelten, sowie Psychologie des Reisens und des Tourismus.

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