Entspannen und Entschleunigen beim Hausboot fahren

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Auf zum Hausboot fahren, hieß es und ich war sofort dabei. Ich hatte mir eigentlich ein kleines Häuschen mit einem großen Zimmer und notdürftiger Toilette auf einer schwimmenden Unterlage vorgestellt. Was ich dann sah, hat mich total überwältigt, ein Luxusboot mit einer Länge von 13m und einer Breite von rund 4m und allen Komfort eines luxuriösen Kajütbootes des Bootsverleihers Locaboat Holidays.

Locaboat Holidays ist seit 1977 Anbieter und Spezialist von Urlaub mit dem Hausboot auf Flüssen, Kanälen und Seen. Als Erfinder der Pénichette®, dem Hausboot mit Flair, bietet Locaboat eine einheitliche und qualitativ hochwertige Flotte von 380 Hausbooten in verschiedenen Größen, in sechs europäischen Destinationen an. Sie vermieten in Frankreich, Irland, den Niederlanden, Polen, Italien und Deutschland auf der Mecklenburgische Seenplatte und Müritz. Das tolle daran ist, man brauch keinen Bootsführerschein.

Der Komfort der Hausboote, die Qualität im Empfang und Service und die lokale Verankerung stehen bei Locaboat im Fokus, um Ihnen einen außergewöhnlichen Hausbooturlaub zu garantieren.


Einweisungsfahrt

In Deutschland muss man allerdings für die gemietete Zeit einen Charterschein ablegen. Dafür wird man von den Fachleuten erst theoretisch und dann praktisch in das Fahren auf dem Wasser eingewiesen. Als erstes kommt ein erfahrener Techniker an Bord und erklärt detailliert Ausstattung, Bedienung und Steuerung. Nur wer selbst fährt lernt das Bootsfahren, von Ablegen, Wendemanöver und Schleusen durchfahren. Eine Kombination aus Aufmerksamkeit, Rücksichtnahme und Humor ist wohl das richtige Rezept jedes glücklichen Freizeitkapitäns. Die wichtigsten Regeln und Beschreibungen der Manöver zum Nachlesen finden Sie in Ihrem Kapitäns-Handbuch, dass Sie schon vor der Reise nach Hause geschickt bekommen. Es ist aber auch möglich bei Locaboat den Bootsführerschein in einem mehrtätigen Lehrgang kostengünstig abzulegen.

In Fürstenberg am Röblinsee hat Locaboat ihren Basishafen von Deutschland und wir besteigen unsere Boote.

Monika und Gabi

Für unsere Gruppe standen zwei Boote vom Typ Europa 600 bereit, drei auf dem Einen und Eric von Locaboat und ich auf dem Anderen. Diese Boote sind elegant und wie kleine Yachten konzipiert, sie verfügen über ein ganz eigenes Flair. Teakholzdeck, Heckdusche und Badeplattform stehen für einen stilvollen Hausbooturlaub.

Sie bieten sehr viel Komfort für 4-6 Personen. Im Heck sind sie mit zwei Kabinen mit Doppelbett oder zwei Einzelbetten, jede mit eigenem Badezimmer mit Dusche und elektrischem WC ausgestattet.

Unser Boot war nur für 4 Personen, ich hatte im Heck eine riesengroße Komfortkabine mir großen Doppelbett und kleinen Schreibtisch und natürlich Nasszelle. Im Bug gibt es noch eine Doppelkabine mit eigenem Badezimmer.

In der Bootsmitte befindet sich ein großer Salon und die komplett eingerichtete Küche. Zentralheizung, 230 V-Steckdosen mit Landstromanschluss machen den Komfort perfekt.

Die Flying Bridge bietet Waschbecken, Kühlschrank und einen Tisch mit bequemer Sitzbank.

Das Schiff hat je einen Steuerstand innen und außen, es empfiehlt sich aber immer von oben zu steuern, da man da einfach einen besseren Überblick hat. Das Bugstrahlruder unterstützt die Steuerung besonders beim Anlegen und Schleusen.

Für mich hieß es, ab ins kalte Wasser und sofort nach der theoretischen Einweisung und dem praktischen Zuschauen, ab ans Steuer. Nach kurzer Eingewöhnungszeit gewinne ich als Bootsneulinge doch recht schnell an Sicherheit.

Wir starten unsere 3-tägige Reise gleich nach Erhalt unserer Charterscheine. Von Anfang an habe ich das große Boot selbst gesteuert, immer mit helfender Hand von Eric an meiner Seite. Nach kurzer Fahrt erreichen wir gleich unsere erste Schleuse und damit die erste Hürden, ich komme ganz schön ins Schwitzen. Anfangs hatte ich doch ein wenig Schwierigkeiten das Boot in gerader Linie zu fahren, ich ziehe eher Schlängellinie auf dem Röblinsee, weil ich erst so richtig heraus bekommen musste, wie das Boot auf das Drehen des Ruders reagiert. Wenn die Spitze des Bootes in eine Richtung steuert muss ich langsam gegen steuern. Nach und nach wird es immer besser.

Wir fahren durch verwinkelte, sehr kurvige Kanäle und anfangs bekomme ich fast Panik, wenn mir ein Boot entgegen kommt, aber auch dies meisterte ich immer besser. Die Natur entlang der Kanäle ist einfach traumhaft, wir beobachten Fischreiher, Eisvögel und Falken.


Sonnenuntergang auf dem Stolpsee

Am Abend erleben wir einen traumhaften Sonnenuntergang auf dem See und ich kann es nicht lassen, immer wieder Fotos zu schießen. Besonders schön mit unserem Partnerboot im Licht der untergehenden Sonne.

Das erste Ziel, den Anleger in Himmelpfort, wurde von uns erreicht und gleich kommen uns andere Schiffsführer und der Hafenmeister zum Anlegen zu Hilfe. Die erste Tour führte uns von Fürstenberg nach Himmelpfort.


Stube des Weihnachtsmann in Himmelpfort

Himmelpfort ist der Geburtsort des Weihnachtsmannes und davon haben wir uns am nächsten Morgen überzeugt, leider war er nicht daheim. Er bezieht seine Weihnachtspostfiliale in Himmelpfort im November. Dort beantwortet er bis Heiligabend die eingehenden Briefe. Die Geschichte des Weihnachtsmannes in Himmelpfort reicht 32 Jahre zurück: Alles begann im Jahr 1984. Damals schrieben zwei Kinder aus Berlin und Sachsen an den Weihnachtsmann nach Himmelpfort. Eine Postmitarbeiterin wollte sie nicht mit dem Vermerk “Empfänger unbekannt” zurückschicken. Deshalb beantwortete sie die Briefe selbst. Die beiden Kinder haben ihren Freunden offensichtlich von der Antwort erzählt. Denn in der folgenden Saison kamen bereits 75 Briefe für den Weihnachtsmann an.

Ab 1990 trafen immer mehr Weihnachtsbriefe in Himmelpfort ein, in der Adventszeit bis zu 2000 Briefe am Tag. Die Deutsche Post reagierte auf das große Interesse und engagierte 1995 erstmals Helferinnen. Seitdem unterstützen sie den Weihnachtsmann beim Beantworten der Briefe.

Nach dem Abendessen im französischen Restaurant Frosch & Fisch gingen wir gleich auf dem Boot in unserer Kabine nach einer kurzen Dusche schlafen. Ja, richtig gelesen, jede Kabine hat eine kleine Nasszelle mit Toilette und Dusche. Ich schlafe richtig gut in meinem großen Bett und merke gar nicht, dass ich auf dem Wasser bin.

Wir starten zur Weiterfahrt nach Templin. Es geht wieder ein Stück zurück über den Stolpsee und durch den Kanal. Kanaleinfahrten sind schon von weiten gut sichtbar.

Es ragt ein Schild in Form eines auf Eck stehenden Quadrates mit durchbrochenen Streifen heraus. Zur Orientierung auf dem Wasser und den Wasserstraßen sind unbedingt Karten erforderlich, diese werden Ihnen bei der Vermietung gestellt. Darin gibt es auch eine Seite mit den Wasserverkehrszeichen, denn auch hier gibt es Vorschriften, die man einhalten muss.

Bei fantastischen Wetter genießen wir das dahin gleiten bei rund 9 – 12 km/h, die Hektik fällt total von einem ab. Die ständig wechselnden, malerischen Landschaften gleiten an uns vorbei und beruhigen. Man vergisst den Alltag und den Stress, entspannt total, auf neu deutsch entschleunigt. Das Farbspiel zwischen blauen Himmel, dem Grün der Wiesen und Wälder sowie dem dunkelblau des Wasser begeistert mich total.

Am Wasserrand können wir immer wieder Tiere beobachten von Kühen, Ziegen bis zu Gänsen, aber auch Vögel wie den Eisvogel haben wir zweimal gesehen, viele Fischreiher, Raubvögel und einen Kormoran, der sein Gefieder auf dem Steg trocknete.

Hier ist die Welt noch in Ordnung, besonders schön ist es in den Kanälen, hier fährt man etwas langsamer, um keine Wellen zu machen, besonders wenn das Zeichen dafür aufgestellt ist und wenn Boote am Ufer liegen, wie zum Beispiel im Templiner Kanal.

Es geht auf der Havel weiter. Wir erreichen die Schleuse Bredereiche, eine etwas andere Schleuse. Hier wird das Tor nach oben gezogen. Fast alle Schleusen haben keine Schleusenwärter mehr und gehen automatisch. Dazu muss man, wenn man vor der Schleuse angelegt hat, den blauen Hebel ziehen. Sind alle Boote in der Schleuse und bereit, wird wieder der blaue Hebel gezogen. Dann beginnt der Schleusenvorgang. Das Boot wird immer an der Seite des Hebels fixiert und muss während des Schleusens gut festgehalten werden. Wichtig ist, dass die Crew an Bord gut zusammen arbeitet. Die Schleusen sind von 9.00 – 20.00 Uhr geöffnet.

Fasziniert war ich von der kleinen Schleuse Kannenburg. Diese wird noch von einem Schleusenwärter, oder besser zwei sehr unfreundlichen Männern, von Hand betrieben. Erst das eine Tor und dann von der anderen Seite das Andere mit einer Handkurbel. Wir haben diese auch auf der Rückfahrt am nächsten Tag passiert.


Capriolenhof

Unsere Mittagspause machten wir auf dem Schiff. Auf dem Capriolenhof wurde frischer Ziegenkäse und Käsekuchen gekauft. Dieser Ziegenhof liegt direkt an der Havel und man kann direkt mit dem Boot anlegen und auch einkehren. Er ist aber auch von Land aus zu erreichen. Der Käse soll sehr gut geschmeckt haben, da kann ich nichts dazu sagen, weil ich kein Ziegenkäse esse.

Wir durchfahren den Röddelinsee und kommen zum Templiner Kanal, der uns nach Templin führt. Hier können wir schon den Kirchturm von Templin sehen.


Entspanntes Warten vor der Schleuse

Eine echte Herausforderung war die riesige Templiner Stadtschleuse, ich war froh, einen Fachmann an meiner Seite zu haben. Die Anlage wurde 1894/95 für den Schiffstyp Finowmaßkahn erbaut. Sie hat eine Nutzlänge von 27 Metern, eine Breite von 5,10 Metern. Das Boot wird 4,22 Metern gehoben oder abgesenkt. Ich hatte beim Anheben Probleme das Schiff zu halten, wir waren das erste Boot und das Wasser schoss ganz schön hinein. Immer wieder musste man die Halteleine von Poller zu Poller wechseln. Beim Absenken war ich hinten und beim Wechseln habe ich den Poller verpasst und gleich war das Heck zur anderen Seite. Ich musste mich auf der anderen Seite abstoßen und konnte dann den Poller wieder erreichen. Das ist schon ein besonderes Erlebnis, aber es macht einen auch stolz, wenn man diese Herausforderung geschafft hat, man sicher rein und wieder raus fährt.

In Templin erwartete uns ein Stadtführer, um die Stadt zu zeigen und das Wichtigste zu erzählen. Anfangs war er etwas grimmig, das gab sich aber im Laufe der Führung. Die Fahrt hatte durch Wartezeiten an den Schleusen doch länger gedauert als geplant, somit musste er zwei Stunden auf uns warten.


Morgen im Hafen von Templin

Ich hatte wieder fantastisch geschlafen, es hat überhaupt nicht geschaukelt. Vor dem schlafen gehen, haben wir noch einen Absacker an Deck des Bootes genossen, es war ein herrlicher Spätsommerabend. Am nächsten Morgen musste ich als Erstes Fotos schießen. Nach dem Frühstück an Bord starteten wir zu unserer letzten Tour nach Mildenberg, vorbei an Zedenick.

Da ich erst in die falsche Richtung wollte, drehten wir eine Runde um die Liebesinsel im Templiner See, dann kam wieder die Templiner Stadtschleuse.

Wir fuhren total entspannt die Wasserstraßen und Seen entlang, total romantisch und bei Traumwetter, herrlichen Sonnenschein. Das Wasser glitzerte durch die Spiegelungen der Sonne, einfach traumhaft. Am dritten Tag habe ich auch absolut keine Probleme mehr das Boot zu steuern, ja eigentlich schon am zweiten Tag, man bekommt immer mehr Routine, es macht einfach Spaß.

Am Nachmittag erreichen wir unseren Zielhafen, den „Alten Hafen“ in Mildenberg. Der Hafen befindet sich direkt an dem Ziegelpark.

Ein Museum zur Ziegelherstellung, aber nicht nur Museum, doch darüber werde ich in einem anderen Artikel berichten.

Zu Abend haben wir ganz lecker im Gasthaus „Alter Hafen“ gegessen. Sie bieten auch für Bootsgäste Frühstück an und vermieten auch Zimmer. Auch die letzte Nacht habe ich wieder richtig gut geschlafen.

Fazit: Solch eine Tour mit einem Hausboot von Locaboat Holidays kann ich nur empfehlen, besonders für Familien ist dies perfekt geeignet. Fern ab von Hektik und mitten in der Natur, einfach wunderschön. Ich hätte noch viel länger und viele Tage weiter fahren können.

Fotos Gabriele Wilms

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Gabriele Wilms
Über Gabriele Wilms 778 Artikel
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Tätigkeit als Reisejournalistin und Bloggerin. Ich bin Inhaberin des Reisemagazin Toureal und betreue es als verantwortliche Chefredakteurin. Gut ein Drittel des Jahres bin ich daher in den schönsten Hotels, Regionen Europas und weltweit für unser Reisemagazin unterwegs .

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