Von der Schule zum Hotel am Schloss

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Es ist schon einige Jahrzehnte her, als ich in dem 226 Jahre alten Gebäude, des heutigen Radisson Blu Hotels Merseburg die Schulbank gedrückt habe. Das ist genau der Grund für meinen Besuch des Hotels, um zu schauen, was aus der Schule geworden ist.

Damals zogen meine Eltern in die Innenstadt von Merseburg und somit wechselte ich in der 6. Klasse in die Altenburger Oberschule. Diese befand sich im historischen Gebäude, dem Zech’sche Palais, des heutigen Hotels. Mein Schulbesuch in diesen ¨heiligen Hallen¨ dauerte aber nur ein Jahr, denn 1971 zog unsere gesamte Schule in das neu gebaute Schulgebäude am Saalehang. Unsere alte Schule wurde aufgelöst und das Haus restauriert.

Ich bin der Einladung des General Manager Shereen Amin sehr gern gefolgt und so beginnen wir die Hotelbesichtigung natürlich in dem Teil, was mal unser Schulgebäude war. Schon gleich zu Anfang wird es mir etwas anders, ja unser alter Eingang, die Eingangstür wurde gerade restauriert und die alten Außenlampen hängen auch noch, wie alte Aufnahmen im Ständehaus zeigen. Dieser wird heute nicht mehr genutzt. Dann unser Treppenhaus mit dem alten Holzgeländer, es kam mir damals viel größer vor, aber ich war ja auch kleiner. Wir gehen extra zu Fuß in die 4. Etage, heute können die Gäste den Lift benutzen, den gab es damals noch nicht. Ach der Teppich lag bei uns nicht im Treppenhaus.

Oben angekommen kann ich mir eines der Gästezimmer ansehen, die in den ehemaligen Klassenzimmern eingebaut wurden. Hier befinden Sie die komfortablen Palaissuiten mit mehr Platz und auch einen getrennten Schlaf- und Wohnbereich, sowie einen bestechenden Blick über die gesamte Stadt. Diese Zimmer bieten Ihnen außerdem eine Nespressomaschine, mit der Sie sich selbst sowohl Kaffee, als auch Tee zu jeder Zeit zubereiten können. Die gemütlichen Zimmer bieten alle Annehmlichkeiten eines 4* Hauses und das mit besonders großzügigen Bädern. 42 der insgesamt 133 Zimmer und Suiten des Hotels befinden sich in dem ehemaligen Zechschen Palais aus dem 18. Jahrhundert.

Auffallend sind die echt dicken, historischen Wände und die Fenster, die zwar neu, aber im alten Stile sind. Von hier hat man einen tollen Blick über das Schloss-Dom-Ensemble von Merseburg, dem Wahrzeichen der Stadt.

Das alte Gebäude kann auf eine sehr lange Geschichte zurück blicken und ich finde es schön, dass es auf diese Weise erhalten bleibt und einen tollen Nutzen hat. Im Erdgeschoß ist ein kleiner Fitnessbereich untergebracht, der rund von 06.00 – 22.00 Uhr geöffnet ist.

Das neue Gebäude des Hotels wurde geschickt mit dem Alten verbunden, so dass man im Innern den Gebäudewechsel gar nicht merkt. Hier sind das Restaurant Belle Epoque, die Rabenbar, die Rezeption und die Seminarräume untergebracht, denn das Radisson Blu Hotel ist in erster Linie ein Businesshotel. Dies wird hauptsachlich von der Managerebene der umliegenden Firmen, die zum Beispiel in Leuna ansässig sind, für Meetings oder Ähnliches genutzt. Insgesamt stehen 10 Meetingräume mit Flächen bis zu 450 m² zur Verfügung und kostenfreies High-speed-Internet über WLAN im gesamten Hotel tragen dem Rechnung.

In diesem Hotelteil sind die Zimmer etwas moderner, aber mit ebenso viel Charme eingerichtet. Besonders schön sind die Businesszimmer im oberen Stock, die eine Dachterrasse mit einem traumhaften Blick über Merseburg, bei klarer Sicht sogar bis Leipzig haben. Aus dieser Perspektive habe ich meine Heimatstadt noch nicht gesehen.

Ebenfalls hier oben im neuen Teil haben die Gäste die Möglichkeit in der Sauna und dem nett eingerichteten Ruhebereich zu entspannen. Etwas ganz tolles ist die Erlebnis-Lichtdusche und Shereen Amin verrät mir, dass er diese bei der Renovierung gern in die Gästebäder einbauen möchte.

Ständehaus 2

Das Hotel ist eng mit dem wunderschönen, historischen Nachbarhaus, dem Ständehaus verbunden und so lässt es sich Shereen Amin nicht nehmen, mir auch das komplett renovierte, ehemalige Residenzgebäude des Provinziallandtages der preußischen Provinz Sachsen zu zeigen. Das Hotel nutzt es für Großveranstaltungen, wie zum Beispiel die große Silvestergala. Bis vor einigen Jahren hatte das Hotel auch die Gaststätte, die Parlamentsstube betrieben. Die Stadt Merseburg wollte es wieder in eigener Regie führen, aber bis heute hat sie keinen Betreiber gefunden, schade.

Beim Gang durch dieses Haus werden bei mir Erinnerungen wach. Früher zu DDR-Zeiten war hier in der 1. Etage das Standesamt untergebracht und auch ich habe hier 1979 geheiratet und in der Gaststätte unser Hochzeits-Mittagsessen eingenommen. Das Ständehaus ist wunderschön restauriert und renoviert worden und heute wieder ein richtiges Schmuckstück. Im unteren Bereich zeigen Tafeln mit der Geschichte und Bilder wie es früher ausgesehen hat und da sieht man auf einem Foto auch das historische Gebäude des heutigen Hotels.

Als besonderes Highlight ist die erstklassige Gastronomie zu erwähnen. Das Restaurant „Belle Époque“ bietet Ihnen ein stilvolles Ambiente, dass durch die Gemälde des berühmten Künstlers Gustav Klimt, die an allen Wänden zu finden sind, abgerundet wird. In der Hotelküche wird alles frisch gekocht und eine internationale Vielfalt angeboten. Die Karte wechselt mehrmals im Jahr mit speziellen Angeboten zu jeder Saison. Eine gute Küche ist Shereen Amin besonders wichtig und schmunzelnd verrät er mir, dass es einige Zeit gedauert hat, die einheimischen Köche von der guten Hausmannskost auf das heutige Niveau zu bringen, aber dafür sind sie heute um so besser, einfach ausgezeichnet. Davon konnte ich mich persönlich bei einem tollen Abendessen überzeugen und kann es nur weiter empfehlen. Es gibt nicht viele gute Restaurants in Merseburg, aber das Belle Époque im Radisson Blu gehört eindeutig dazu und auch Nicht-Hotelgäste sollten die Scheu verlieren und das Restaurant besuchen, um die Gaumenfreuden zu genießen.

Die Lage direkt am Schlosspark macht das Hotel einzigartig. Direkt gegenüber befindet sich der Schlossgartensalon und schon bin ich wieder bei meinen Kindheitserinnerungen. Als Schulkind der Altenburger Oberschule haben wir dort unsere Schulspeisung eingenommen. Später dann hatten wir im oberen Saal unsere Jugendweihe-Feierstunde, wir wurden in die Reihen der Erwachsenen aufgenommen.

Merseburg, die Dom- und Schloßstadt am malerischen Hochufer der Saale, zählt mit einer mehr als 1000-jährigen Geschichte zu den ältesten Städten im mitteldeutschen Raum. Erleben Sie ein Stück deutscher Geschichte, das abwechslungsreicher kaum sein kann, hautnah. So predigte zum Beispiel Martin Luthers hier im Merseburger Dom. Die Stadt liegt an der kultur-historischen Straße der Romanik, welche Sehenswürdigkeiten in ganz Sachsen-Anhalt miteinander verbindet.

Besonders bekannt sind die Merseburger Zaubersprüche, Sie sind nach dem Ort ihrer Auffindung in der Bibliothek des Domkapitels zu Merseburg benannt. Dort wurden sie 1841 von dem Historiker Georg Waitz in einer theologischen Handschrift des 9./10. Jahrhunderts entdeckt und 1842 von Jakob Grimm erstmals herausgegeben und kommentiert. Die zwei Zauberformeln sind in altdeutscher Sprache niedergeschrieben. Sie nehmen Bezug auf Themen und Figuren der vorchristlichen germanischen. Der Erste Merseburger Zauberspruch gilt gemeinhin als ein Lösezauber von Fesseln eines Gefangenen (Kriegers), der Zweite Merseburger Zauberspruch als Heilungszauber eines verletzten bzw. verrenkten Pferdefußes. (Quelle: Wikipedia)

Als zweites hat die Sage um den Raben, dem Wappentier von Merseburg die Stadt bekannt gemacht. Der Sage nach, soll ein Kolkrabe den Ring des Königs gestohlen haben und der Diener wurde verdächtigt und geköpft. Bei Baumaßnahmen hat man den Ring im Nest des Raben gefunden und seitdem ist im Schloss ein Rabe, heute sind es zwei, im Käfig als Wiedergutmachung eingesperrt.

Shereen Amin wünscht sich eigentlich, dass gerade das Schloss und der Dom mehr Gäste anzieht, wenn Gäste kommen, dann aber leider keine Übernachtungsgäste. Es fehlt einfach die Unterstützung durch die Stadt Merseburg und gerade das Ordnungsamt. Diese arbeiten eher gegen das Hotel, wenn Busse die Gäste holen oder bringen und etwas länger stehen, bekommen sie sofort einen Strafzettel. Autos, die bis 08.00 Uhr vor dem Hotel parken dürfen und nicht pünktlich wegfahren, werden kurz danach gleich mit einem Strafzettel belohnt. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes warten direkt ab 8.00 Uhr, was den Hotelchef sehr ärgert. Die Stadt sollte da doch ihre Handlungsweise grundlegend überdenken, denn die Hotelgäste bringen nicht nur dem Hotel Geld in die Kasse, sondern auch der Stadt.

Das Radisson Blu Hotel Merseburg wird von dem sympathischen Shereen Amin nun schon seit 5 Jahren geführt und im Gespräch mit dem gebürtigen Ägypter aus Kairo merkt man, dass er es mit seinem ganzen Herzblut leitet. Ein Besuch lohnt sich in jeder Hinsicht, ich kann es nur weiter empfehlen und natürlich meine Heimatstadt Merseburg, in der ich aufgewachsen bin und die sich sehr verändert hat, auch.

Fotos Gabriele Wilms

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Gabriele Wilms
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Seit vielen Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Tätigkeit als Reisejournalistin und Bloggerin. Ich bin Inhaberin des Reisemagazin Toureal und betreue es als verantwortliche Chefredakteurin. Gut ein Drittel des Jahres bin ich daher in den schönsten Hotels, Regionen Europas und weltweit für unser Reisemagazin unterwegs .

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